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Balkonkraftwerk anschließen: Wieland- oder Schuko-Stecker?

Viele Balkonkraftwerke sind mit einem haushaltsüblichen Schuko-Stecker ausgestattet. Ist das sicher und gesetzeskonform? IMTEST klärt auf.

Link ein Balkonkraftwerk, rechts ein weißer Hintergrund mit einer Wieland-Steckdose und einem Schuko-Stecker davor.
© Aldi Nord, Wieland/Mein-Solarwerk, Thephilippena/Pixabay,

Der Wieland-Stecker – eine Erfindung, von der die meisten Menschen vermutlich noch nie etwas gehört haben. Denn diese Stecker-Art wurde tatsächlich speziell für den Anschluss von Balkonkraftwerken entwickelt und läuft einem deswegen auch nur in diesem Zusammenhang über den Weg. Einige Hersteller bieten Kaufinteressierten nämlich die Wahl: Möchten sie ihre Mini-Photovoltaik-Anlage per haushaltsüblichem Schutzkontakt- (kurz Schuko-) oder über eine Wieland-Steckdose anschließen? Was genau hier die Unterschiede und vor allem die Vor- und Nachteile sind, erklärt IMTEST im Folgenden.



Diese Anschlüsse gibt es am Balkonkraftwerk

Das klassische Balkonkraftwerk besteht aus einem oder mehreren Solarpanels, einem Wechselrichter und Anschlusskabeln. Insbesondere Letztere haben es aber in sich, denn es kommen besondere Anschlüsse zum Einsatz: Am Solarmodul sind Kabel befestigt, die in der Regel mit MC4-Steckern versehen sind. Diese werden am Wechselrichter angeschlossen, der wiederum mit einem sogenannten Betteri-Ausgang versehen ist. Beide Anschluss-Arten bestehen zudem aus einer Buchse und einem Stecker, die auch männlicher und weiblicher beziehungsweise “male” und “female” genannt werden. So lassen sie sich auch schwieriger wieder voneinander lösen – meist ist ein spezielles Werkzeug nötig.

Für den Anschluss des Wechselrichters an das Hausnetz ist also ein Kabel notwendig, das auf der einen Seite einen Betteri-Stecker besitzt. Auf der anderen Seite kommt dann die große Frage: Wieland- oder Schuko-Anschluss?

Was ist der Unterschied zwischen Wieland- und Schuko-Stecker?

Zunächst einmal ganz wichtig: In der Funktion unterscheiden sich die beiden Stecker-Arten nicht. Mit beiden funktioniert das Balkonkraftwerk ohne Einbußen. In der Bauart und damit auch in der Sicherheit unterscheiden sich Wieland- und Schuko-Stecker aber durchaus.

Der Schutzkontakt-Stecker am Balkonkraftwerk

Denn den Schuko-Stecker kennt man von vielen anderen Haushaltsgeräten, wie Kaffeemaschinen, Fernsehern oder Haartrockner. Das ist auch schon sein größter Vorteil: Ist bereits eine Außensteckdose vorhanden, kann man das neue Balkonkraftwerk mit einem Schuko-Anschluss direkt anschließen. Das verspricht auch die Werbung eines Balkonkraftwerks – Aufbau und Installation ganz ohne Fachkraft. Außerdem kann die Anlage im Laufe ihres Lebens auch problemlos an andere Orte umziehen, an denen es eine Außensteckdose gibt.

Der Schuko-Stecker des Balkonkraftwerks wird in die Außensteckdose gesteckt.
Mit einem haushaltsüblichen Schuko-Stecker ist das Balkonkraftwerk ganz einfach auch von Laien zu installieren. © IMTEST

Ein möglicher Nachteil ist hingegen, dass sich der Schuko-Stecker auch ganz einfach wieder aus der Steckdose ziehen lässt. Sind also beispielsweise Kinder im Haushalt, die neugierig sind oder sich einen Spaß erlauben wollen, ist die Verbindung des Balkonkraftwerks vergleichsweise leicht zu unterbrechen.

Vor den freiliegenden Metallstiften des Steckers muss man sich bei diesem Szenario allerdings nicht fürchten. Zwar sind diese zugänglich, sodass man sie berühren kann, ein Stromschlag droht bei einem voll funktionstüchtigen Balkonkraftwerk aber nicht. Denn ist die Verbindung zum Hausnetz getrennt, schaltet der Wechselrichter innerhalb von 200 Millisekunden – also innerhalb von 1/5 Sekunde – auch den Stromfluss ab. Dafür besitzt dieser sogar gleich zwei Mechanismen, um eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Dieser sogenannte Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) ist in der VDE-Norm VDE-AR-N 4105:2018-11 geregelt. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie hier.

Die Wieland-Steckdose fürs Balkonkraftwerk

Der Wieland-Stecker benötigt hingegen eine eigene, ganz spezielle Steckdose. Diese muss von einer Elektrofachkraft installiert werden, was zum einen Zeit und zum anderen Geld kostet. Dafür kann im Zuge der Montage aber auch die komplette Anlage noch einmal fachkundig überprüft werden.

Zudem bietet der Wieland-Stecker laut Hersteller eine noch höhere Sicherheit, denn die Kontakte sind mit einem Berührungsschutz ausgestattet. Außerdem lässt sich die Steckverbindung zur Dose nur mithilfe von Werkzeug wieder lösen lässt. Es ist ein Schraubenzieher notwendig. Deswegen wird dieser Stecker in der derzeit noch gültigen VDE-Norm auch als sogenannte Energiesteckvorrichtung empfohlen, ist also normkonform. In der überarbeiteten Version der Norm DIN VDE V 0628‐1 sollen Schuko-Steckdosen aber ebenfalls ausdrücklich erlaubt werden, damit die Verbreitung von Balkonkraftwerken weiter gefördert wird. Gesetzlich sind schon jetzt beide Varianten zugelassen.

Vor- und Nachteile in der Übersicht

ParameterSchuko-SteckerWieland-Stecker
Verwendung+ Haushaltsüblich– Nur für Strom-Einspeisung vorgesehen
Verfügbarkeit+ Ggf. schon als Außensteckdose vorhanden– Muss extra installiert werden
Installation+ Kann durch Laien angeschlossen werden– Elektrofachkraft für Installation notwendig (aber dadurch ggf. auch Überprüfung der Anlage)
Deinstallation– Einfach aus Steckdose zu ziehen+ Steckverbindung nur mit Werkzeug zu lösen
Zugänglichkeit der Stifte– Freiliegende Kontakte (aber Gefahr des Stromschlags durch NA-Schutz des Wechselrichters eliminiert)+ Geschützte Kontakte mit Kunststoff-Ummantelung
Normkonformität– Gesetzlich erlaubt, in aktueller VDE-Norm aber (noch) nicht enthalten+ VDE-Normkonform

Fazit

Einen ganz klaren Favoriten gibt es hier also nicht. Beide Stecker-Varianten haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Wer sein Balkonkraftwerk ohnehin durch eine Fachkraft abnehmen lassen will und keinen Umzug der Anlage plant, kann sich eine Wieland-Steckdose anbauen lassen. Dies ist vor allem dort sinnvoll, wo Kinder gerne einmal mit Kabeln spielen und den Stecker womöglich aus der Dose ziehen könnten.

Wer hingegen den DIY-Charakter des Balkonkraftwerks voll ausnutzen und bei der Installation auf eine Elektrofachkraft verzichten will, ist mit dem Schuko-Stecker besser beraten. Dieser ermöglicht den Betrieb mit einer haushaltsüblichen Außensteckdose und bietet auch im Laufe des Produktlebens mehr Flexibilität.

In jedem Fall ist es sinnvoll, vor der Entscheidung zu prüfen, welche Stecker-Varianten für das ausgesuchte Balkonkraftwerk zur Verfügung stehen. Aufgrund der Einfachheit bieten einige Hersteller nämlich ausschließlich Schuko-Steckverbindungen an. Das könnte darauf hinweisen, dass dies auch der langfristige Trend für Balkonkraftwerke werden kann.

Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr.-Ing. Lotta Theresa Florianne Kinitz – Spitzname Dr. Lotta – schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.

Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.

Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.