7. Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel?
Geheizt wird natürlich vor allem im Herbst und Winter. Wer in der warmen Jahreszeit eine neue Heizung plant, profitiert von mehr Flexibilität, weniger Eile sowie Koordinationsaufwand und hat genug Zeit für eine fundierte Entscheidung. Noch effizienter wird der Tausch, wenn gleichzeitig notwendige Sanierungsarbeiten am Haus durchgeführt werden. „Bei einer Wärmepumpe kann eine begleitende Sanierung die jährlichen Betriebskosten um bis zu zwei Drittel senken. Für ein beispielhaftes Einfamilienhaus in Essen zeigt sich: Im unsanierten Zustand liegen die Stromkosten bei rund 3.035 Euro im Jahr – nach Dämmung und Fenstertausch sinken sie auf etwa 1.138 Euro“, sagt Claudia Häpp, Leiterin Kundenlösungen bei E.ON Deutschland.
Weiterer Vorteil bei einem Wechsel der Heizung zur warmen Jahreszeit: mehr Verfügbarkeit bei Fachbetrieben. Die Heizungsbauer haben im Frühling und Smmer weniger Notfalleinsätze und oft mehr Luft für geplante Modernisierungen. Außerdem bleibt im Sommer genug Zeit, die neue Anlage in Betrieb zu nehmen, sie einzustellen und eventuelle Kinderkrankheiten zu beheben.
Woran kann man erkennen, ob die alte Heizung reif für den Ruhestand ist?
- Alter der Heizung: Ist die Heizung älter als 15 bis 20 Jahre, lohnt sich in der Regel eine Modernisierung. Ältere Anlagen sind weniger effizient und erfüllen heutige Energiestandards meist nicht mehr.
- Häufige Störungen oder Reparaturen: Muss das Heizsystem immer öfter gewartet oder repariert werden, ist das ein Zeichen für Verschleiß. Die Kosten dafür summieren sich schnell und sprechen für einen Austausch.
- Unregelmäßige oder unzureichende Wärmeversorgung: Werden einzelne Heizkörper nicht mehr richtig warm oder die Temperatur schwankt, kann das auf veraltete oder fehlerhafte Komponenten hinweisen.
- Hoher Energieverbrauch trotz gleichem Heizverhalten: Steigen die Heizkosten spürbar, ohne dass sich das Verbrauchsverhalten geändert hat, ist das oft ein Zeichen für ineffiziente Technik oder Verluste im System.
- Laute Betriebsgeräusche: Die Heizung klopft, pfeift oder ist ungewöhnlich laut? Das könnte auf mechanischen Verschleiß, Luft im System oder Probleme mit der Pumpe hinweisen.
8. Welche Nachteile gibt es?
Wärmepumpen und ihr Einsatz haben nicht nur Vorteile. Dies sind die wesentlichen Schattenseiten:
- Kosten und Wartezeiten: Die derzeit hohen beziehungsweise teilweise noch ansteigenden Preise sind definitiv ein Nachteil der derzeitigen Wärmepumpen-Begeisterung. Zwar hat es für die Umwelt Vorteile, wenn schon jetzt viele Geräte eingebaut werden. Doch der bestehende Fachkräftemangel sowie die noch andauernden Lieferschwierigkeiten führen zu sehr langen Lieferzeiten und hohen Kosten. Derzeit muss man für den Einbau mit einem Vorlauf von mindestens neun Monaten rechnen.
- Hoher Strombedarf: Ein weiterer Sorgenpunkt ist für einige zudem, dass durch den Umstieg von fossilen Brennwertheizungen auf elektrische Wärmepumpen und die gleichzeitige Förderung der Elektromobilität gegenüber dem Verbrennungsmotor der Gesamtstrombedarf in Deutschland in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Das BMWK selbst sagt voraus, dass der Energiebedarf bis 2030 auf 680 bis 750 Terrawattstunden ansteigen wird. Im Jahr 2021 lag der deutsche Gesamtstromverbrauch hingegen noch bei 560 Terrawattstunden im Jahr. Das erfordert, dass das deutsche Stromnetz weiter ausgebaut wird, und auch, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien für den Strommix vorangetrieben werden muss. Kritische Stimmen warnen sonst vor großflächigen Stromausfällen. Insbesondere das Szenario der sogenannten Dunkelflaute sei zu bedenken. Denn wenn es kalt ist und kaum Wind- und Sonnenlicht zur Verfügung stehen, wird die Zusatzbelastung durch Heizen mit Strom schwierig zu bewältigen. Back-up-Kraftwerke, die mit Kohle oder Gas arbeiten, seien nötig, um solche Phasen zu überbrücken. Doch das verursache hohe Kosten.
Was sagen die Experten?
„Die Herausforderungen der Wärmewende sind groß, können aber gemeistert werden.“

Dr. Veit Bürger vom Öko-Institut gibt im Interview hingegen Entwarnung und glaubt an den Plan der Bundesregierung: „Wärmepumpen und Elektromobilität führen auf jeden Fall zu einem Anstieg des Strombedarfs in Deutschland. Dies stellt die Energiewende vor drei zentrale Herausforderungen:
- Ausbau des Übertragungsnetzes: Erstens muss das Übertragungsnetz so ausgebaut werden, dass insbesondere der Strom aus Windkraftanlagen in Norddeutschland in den Süden transportiert werden kann.
- Versorgungssicherheit: Zweitens muss das Zusammenspiel aus schwankender erneuerbarer Stromerzeugung (Wind und Solar), steuerbarer Stromerzeugung (langfristig aus Wasserstoff-Kraftwerken) und Stromverbrauchern so geregelt werden, dass der Strombedarf zu jeder Stunde im Jahr gedeckt werden kann.
- Verteilernetz-Modernisierung: Und drittens muss das Verteilernetz, also das Netz, über das der Strom in den Kommunen verteilt wird, für die Zukunft fit gemacht werden. Diese Herausforderungen sind groß, zahlreiche Studien zeigen aber, dass sie gemeistert werden können.“

Die Stellungnahme des BMWK gegenüber IMTEST klingt zuversichtlich: „Die Versorgungssicherheit von Strom in Deutschland ist eine der höchsten weltweit. Das hohe Niveau beizubehalten, ist eine Priorität der Bundesregierung. Gemeinsam mit der Bundesnetzagentur arbeiten wir an dieser Aufgabe. Untersuchungen der Übertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur zeigen, dass die Versorgungssicherheit sowohl kurz- als auch langfristig in Deutschland gewährleistet ist. Weitere Schritte dafür werden derzeit unternommen.“
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9. Ist die Wärmepumpe die einzige nachhaltige Möglichkeit?
Medial ist die Wärmepumpe sehr präsent, so kann der Eindruck entstehen, dass sie alternativlos ist. Tatsächlich ist das Thema kontrovers, wie die Antworten der verschiedenen Interview-Partner zeigen:
Das sagt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz:
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) teilte IMTEST gegenüber mit: „Dass es eine solche politische Entscheidung [zur Fokussierung auf die Wärmepumpe, Anm. d. Red.] gibt, ist nicht zutreffend und wurde seitens der Bundesregierung und des BMWK auch nie so kommuniziert. Für den Umstieg auf das Heizen mit erneuerbaren Energien können verschiedene Technologien verwendet werden. Die Regelungen des neuen Gebäude-Energie-Gesetzes sind technologieoffen. Neben dem Einbau einer elektrischen Wärmepumpe sind […] etwa der Anschluss an ein Wärmenetz, die Nutzung einer Stromdirekt-, Hybrid- oder Biomasseheizung, das Heizen auf Basis von Solarthermie oder der Einbau einer Gasheizung, die nachweislich erneuerbare Gase nutzen kann, denkbar.“
Das sagt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie:
Frederic Leers vom Bundesverband erklärte gegenüber IMTEST: „Insbesondere angesichts des heterogenen Gebäudebestands und mit Blick auf die soziale Ausgewogenheit der Wärmewende ist es notwendig, neben der Wärmepumpe alle verfügbaren Effizienztechnologien für die Wärmewende zu berücksichtigen. Hier ist ein sogenanntes Hybrid-System, das die Anwendungen der Wärmepumpe erweitert, eine empfehlenswerte Lösung. Auch Brennwerttechnik auf Basis grüner Gase sowie holzbasierte Systeme, Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)Anlagen und Brennstoffzellenheizungen bis hin zu digitalen Lösungen und Wohnungslüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung zählen zu den Lösungen für einen defossilisierten Gebäudebestand.“
Das sagt die Deutsche Umwelthilfe:
Jessica Appelmann von der Deutschen Umwelthilfe schränkt die Auswahl der Alternativen gegenüber IMTEST ein: „Alle uns geläufigen Studien […] schreiben der Wärmepumpe eine zentrale Rolle in der Wärmewende zu. Das liegt daran, dass durch die Effizienz der Wärmepumpe beim Heizen viel Energie eingespart werden kann […]. Insbesondere in dicht bebauten Gegenden und dort, wo bereits Wärmenetze vorhanden sind, sind diese auch eine gute Lösung, wenn auch hier zukünftig auf erneuerbare Wärmequellen gesetzt wird. Biomasse und –Gase sehen wir nur in absoluten Ausnahmefällen bei Bestandsgebäuden als akzeptable Lösung an, da die nachhaltig verfügbaren Mengen an Biomasse sehr stark begrenzt sind und von vielen verschiedenen Sektoren angefragt werden. Eine Übernutzung von Biomasse muss aus Gründen des Klimaschutzes, des Artenschutzes und der Luftreinhaltung unbedingt vermieden werden.
Von sogenannten „H2-ready“-Heizungen raten wir aus vielen Gründen ab: Zur Herstellung von Wasserstoff wird viel Strom benötigt, mit dem man über eine Wärmepumpe auch direkt heizen könnte und dabei rund das Dreifache an Wärme bekommen würde. Die relativ geringe Menge an grünem Wasserstoff, die derzeit hergestellt werden kann, wird für die Industrie benötigt, die nicht auf anderem Wege klimaneutral werden kann. Zudem können dem Gasnetz momentan aus technischen Gründen nur bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden, sodass die Emissionen kaum reduziert werden und bei einer späteren Umstellung auf 100 Prozent Wasserstoff nochmals hohe Kosten und Aufwand für eine Umrüstung des Gasnetzes und der Heizungen anfallen können.“
Eine verbreitete Forderung ist zudem, sich nicht nur auf Einzelhäuser zu fokussieren, sondern auch auf Gemeinschaften zu schauen. So könnten zum Beispiel Wärmenetze in Nachbarschaften etabliert werden, um gemeinsam Ressourcen einzusparen.
10. Kann man mit einer Wärmepumpe auch kühlen?
Ja, tatsächlich. Die vier wesentlichen Komponenten des Wärmepumpen-Kühlmittelkreislaufs finden sich in ähnlicher Weise nämlich auch im haushaltsüblichen Kühlschrank. Dort werden sie zur Kühlung genutzt, da der Prozess von Wärmegewinnung und -abgabe umgedreht stattfindet. Das Kältemittel nimmt im Innenraum des Kühlschranks Wärme auf statt wie die Wärmepumpe in der Umgebung. Die Abgabe erfolgt aber in beiden Fällen im Raum, sodass die Wärmepumpe heizt und der Innenraum des Kühlschranks herunterkühlt.
Passive Kühlung
Ähnlich kann man also auch die Wärmepumpe zum Kühlen der Räume nutzen, indem die Wärme aus den Innenräumen hinaustransportiert und in die Umwelt abgegeben wird. Dazu müssen bei der Erd- und der Grundwasser-Wärmepumpe lediglich die Kompressoren ausgeschaltet werden. Die Umwälzpumpe läuft dann weiter, wodurch die Wärme aus dem Haus in den Erdboden oder das Grundwasser abgegeben wird. Dieser Vorgang wird auch passive Kühlung genannt und ist sehr energieeffizient. Allerdings kann hierbei nur eine Kühlung um etwa drei Grad Celsius erfolgen.
Aktive Kühlung
Wer mehr Klimatisierung benötigt, muss hingegen aktiv kühlen. Das geht mit allen drei Wärmepumpen-Systemen – es muss lediglich die Möglichkeit geben, den Kältekreislauf im Inneren der Wärmepumpe umzudrehen oder die Anschlüsse an der Außenseite umzustöpseln.

Besonders effizient ist die aktive Kühlung, wenn die Abwärme noch genutzt wird, zum Beispiel zum Aufheizen von Trinkwasser. Damit lassen sich dann zum Beispiel Kosten fürs Duschen oder Baden reduzieren. Um eine Wärmepumpe auch zum Kühlen nutzen zu können, muss diese zusätzliche Funktion allerdings schon vor dem Einbau abgesprochen und geplant werden. Denn: „Die hierfür notwendigen zusätzlichen Bauteile sind nicht in jeder Wärmepumpe enthalten, deshalb sollte bereits vor dem Kauf des Geräts überlegt werden, ob eine Kühlfunktion gewünscht ist“, weiß Jessica Appelmann von der DUH. Außerdem sind laut der Expertin sowohl die aktive als auch die passive Kühlung nur mit einer Flächenheizung oder einem Heizsystem möglich, das mit einem Gebläse arbeitet. „Gewöhnliche Heizkörper sind hierfür nicht geeignet.“