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Audi RS e-Tron GT: Der elektrische Sportwagen im Test

Der stärkste Serien-Audi ist ein E-Auto: Zwei Motoren leisten bis zu 646 PS. Ist das nötig? Nein, aber es fühlt sich fantastisch an.

Dunkler Audi RS e-Tron GT von vorne in Dünenlandschaft
© Audi

Der Audi RS e-Tron GT im Test – So schnell ist der E-Sportler! // IMTEST

Es geht beim Auto um Leidenschaft, Faszination und Begehrlichkeit. So auch beim Audi RS e-tron GT im Test. Dabei soll die große Coupé-Limousine kein puristischer Sportwagen sein. Sie transportiert bis zu fünf (lieber vier) Personen und eine ordentliche Menge Gepäck, rollt federweich im Schwiegermutter-Modus, fährt weite Strecken und lädt blitzschnell.

Bei Elektroautos geht es vor allem um Vernunft, Umweltschutz und Ruhe. Aber nicht für jeden lässt sich das Autofahren auf rationale Werte reduzieren. Es geht beim Auto auch um Leidenschaft, Faszination und Begehrlichkeit. So auch beim Audi RS e-tron GT im Test. Dabei soll die große Coupé-Limousine kein puristischer Sportwagen sein. Sie transportiert bis zu fünf (lieber vier) Personen und eine ordentliche Menge Gepäck, rollt federweich im Schwiegermutter-Modus, fährt weite Strecken und lädt blitzschnell. Zusätzlich schafft es der 2,4 Tonnen schwere und fünf Meter lange Audi, sich so grazil und präzise zu bewegen, als sei er für die Rennstrecke gebaut.

Produktdetails

  • 5-türig / E-Sportwagen
  • Antrieb/Tempo: 2 Elektromotoren / 250 km/h
  • max. Leistung in kW (PS): 440 (646)
  • ab 138.200 Euro

Audi RS e-Tron GT braucht im Test viel Ladestrom

Wo viel Leistung benötigt wird, muss viel Energie gespeichert werden. Der Hersteller baut serienmäßig einen Akku mit 93 kWh Kapazität in den Audi RS e-tron GT. Davon lassen sich 84 kW nutzen. Genug für theoretische 456 Kilometer Reichweite. In der Praxis schafft das RS-Modell solche Strecken vor allem bei ruhigen Stadtfahrten. In dieser Situation pendelt sich der Verbrauch des Elektroautos deutlich unterhalb von 20 kWh pro 100 Kilometer ein.

Auf der Autobahn mit 130 km/h Zielgeschwindigkeit reißt der Audi RS e-Tron GT im Test lange Strecken mit rund 22 kWh pro 100 Kilometer ab. Je nach Streckenprofil ergibt das einen Aktionsradius von 350. Bewegt man das Auto dynamisch und kostet die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h gelegentlich aus, bleibt der Verbrauch dennoch im vertretbaren Rahmen. Mehr als 30 kW/h pro 100 Kilometer errechnet der Bordcomputer im Test auf Dauer nur selten.

Audi RS e-Tron GT – ein Auto, zwei Meinungen

Mann sitzt am Steuer vom Audi RS e-Tron GT im Test und schaut über die Schulter lächelnd in die Kamera
© IMTEST

„Der Audi RS e-tron GT ist eins der besten Autos, die ich je gefahren bin – unabhängig vom Antrieb. Momentan fehlt mir nur eine Mittelarmlehne – und die Gewissheit, dass diese Technik irgendwann bezahlbar wird.“

Constantin Bergander, IMTEST-Experte

Frau am Steuer des Audi RS e-Tron GT im Test schaut lächelnd über die Schulter
© IMTEST

„Dieser Audi beschleunigt enorm – sich selbst und den Puls aller Insassen. Absolutes Achterbahn-Feeling! Das ist beeindruckend, aber für ein komfortables Reiseauto fast schon ein bisschen zu viel des Guten.“

Nina Eickhoff, IMTEST-Expertin

Ladezeit des Audi e-Tron überzeugt im Test

Während der Ladepause bleibt der Audi RS e-tron GT schnell. Er lädt mit einem Ladestrom von bis zu 270 kW. Mit zunehmender Ladung fällt die Leistung zwar ab. Im Test schafft das Elektroauto es trotzdem von 8 auf 80 Prozent Ladestand innerhalb von 19 Minuten. Achtung: Auf derartige Ladeströme muss der e-tron GT seinen Akku vorbereiten, also ihn auf seine Wohlfühltemperatur bringen. Das erledigt er automatisch, wenn die Ladesäule im Navi als Ziel definiert ist. Spontane Schnellladevorgänge dauern länger.

Blick von Rückbank ins Cockpit des Audi RS e-Tron GT
Kommandozentrale: Das hohe Maß an Fahrdynamik und Komfort ist beim Audi RS e-Tron GT auf den ersten Blick zu sehen. © Constantin Bergander

Bei längeren Strecken plant der Audi e-tron GT wie im Test selbstständig Ladestopps in die Route ein und passt sie (samt Vorbereitung) dynamisch an. Dabei verhält er sich oft konservativ, nimmt also lieber eine Säule eher, als sein Potenzial auszureizen. Und nicht immer wirken die errechneten Vorschläge logisch: Manchmal empfiehlt der Bordcomputer unnötig lange Zwischenladungen bis zu einem sehr hohen Ladestand.



Audis e-Tron fährt sportlich und präzise

Die größte Überraschung beim Test des Audi RS e-tron GT ist sein Feingefühl: die Art, wie der Sportwagen luftgefedert Fugen und Schäden im Asphalt auffängt und geschmeidig wegdämpft. Sein größtes Talent ist hingegen die Dynamik. Kaum ein Auto reißt sich beim Sprint so brutal aus der Statik, kaum eines legt so spontan und unmittelbar an Tempo zu. Manch einem Beifahrer wird dabei schnell mulmig.

Ähnlich beeindruckend bewegt sich der RS e-tron GT ums Eck. Sein Gewicht verheimlicht er gut. Ein klug konstruiertes Fahrwerk, eine präzise Lenkung, Sperrdifferenzial (Serie) und Hinterachslenkung (Option) stemmen sich gegen die Trägheit und lassen das E-Auto viel leichter wirken, als es tatsächlich ist. Dabei hilft dem Audi, dass aufgrund des großen Akkus sein Schwerpunkt tiefer liegt als der des Supersportlers Audi R8.

Offene Tür mit Blick auf die Rückbank des Audi RS e-Tron GT im Test
Auf den hinteren Plätzen des Audi RS e-Tron GT ist das Platzangebot für zwei noch ausreichend, aber nicht üppig. © Constantin Bergander

Audi RS e-Tron GT: Preis des Sportwagens im Test angemessen

Die wichtigsten Extras baut Audi serienmäßig in den RS e-tron GT:

  • Navigationssystem
  • Matrix-LED-Lampen
  • Klimaautomatik
  • Standklimatisierung
  • Wärmepumpe
  • Sitzheizung vorn
  • High-End-Stereoanlage
  • Connect-Dienste

Diese ganze Ausstattung steck ab Werk im Audi. Dennoch schafft es der RS e-Tron GT im Test von 138.200 Euro Basispreis auf fast 180.000 Gesamtpreis. Der Grund: Große Assistenzpakete und viele optische Details kosten extra. Dazu zählt die interessante Testwagenfarbe „Taktikgrün Metallic“. Die Reaktionen darauf schwanken fast ausschließlich zwischen den Extremen Liebe und Hass – dazwischen gibt es nur wenig. In jedem Fall starten Auto und Lack während des Testzeitraumes unzählige begeisterte Gespräche mit neugierigen Mitmenschen. Darauf sollte man gefasst sein.

Blick auf Rückbank des Audi RS e-Tron GT
Drei Personen können theoretisch hinten im Audi RS e-Tron GT sitzen. Empfehlenswert ist das aber nicht. © Constantin Bergander

FAZIT

Mit dem Audi RS e-tron GT gelingt Audi ein großer Wurf. Man darf ihn als elektrisches Pendant zum Audi RS 7 verstehen: schnell, schön und mit ausladenden Maßen. Er beeindruckt mit viel Dynamik und Komfort. Das grüne Gewissen wünscht sich zwar einen niedrigeren Verbrauch, aber dafür gibt es viel klassisches Temperament.

  • PRO
    • Viel Fahrdynamik und hoher Komfort, schnell aufgeladen
  • KONTRA
    • Hoher Verbrauch, umfangreiche Assistenzsysteme kosten extra

IMTEST Ergebnis:

gut 1,8