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Krieg und Kurse: Kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Sind Kriege wie der aktuelle Ukraine-Konflikt ein guter Zeitpunkt um Aktien zu kaufen? Die Geschichte der Börse offenbart interessante Erkenntnisse.

Ein russischer Panzer auf einem sandigen Weg.
© Getty Images

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Diese Börsenweisheit stammt von Carl Mayer von Rothschild (1788-1855), Teilhaber des Frankfurter Bank- und Handelshauses „M.A. Rothschild & Söhne”. Die Grundidee hinter diesem Zitat ist die des antizyklischen Investierens. Investoren versuchen Kasse zu machen, indem sie bei schlechter Stimmung und trüben Aussichten Aktien kaufen und diese wieder verkaufen, wenn an den Börsen eitel Sonnenschein herrscht.



Sie bedeutet aber auch, dass kurz vor oder bei Kriegsbeginn ein guter Einstiegszeitpunkt sein könnte. Denn in diesen Zeitspannen sollte es theoretisch zunächst zu kurzzeitigen Kursrückgängen und kurz nach Ausbruch des militärischen Konflikts wieder zu steigenden Kursen kommen. Aktuell liegt beispielsweise eine militärische Auseinandersetzung in der Ukraine in der Luft. Wie die Weltgemeinschaft auf die Aggression Russlands reagiert, ist aktuell offen. Aber wie reagieren Börsen tatsächlich im Kriegsfall? Hier einige Beispiele.

So regierte die Börsen auf Kriege

  •  Erster Weltkrieg: In den sechs Monaten nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 fiel der US-amerikanische Leitindex Dow Jones um mehr als 30 Prozent. Infolgedessen wurde sogar die Börse für ein halbes Jahr geschlossen. Anschließend stieg der Dow Jones allein im Jahre 1915 um fast 90 Prozent und bis zum Kriegsende1918 um insgesamt mehr als 40 Prozent.
  • Zweiter Weltkrieg: Als Hitler am 1. September 1939 in Polen einmarschierte, stiege der Dow Jones am nächsten Börsentag um 10 Prozent. Eine kleine Delle gab’s dagegen nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor, als es knapp 3 Prozent runter ging. Insgesamt ging’s im Laufe des zweiten Weltkriegs aber nach oben. 1945 lag der Dow Jones 50 Prozent höher als 1939.
  • Vietnamkrieg: 1965 marschierten die USA in den Vietnam mit dem Ziel ein, die kommunistische Guerillagruppe „Vietcong“ auszuschalten.  Als 1973 die US-Truppen wieder abzogen, hatte der Dow Jones insgesamt fast 43 Prozent zugelegt.
  • Kubakrise: Die Sowjetunion wollte 1962 Atomraketen auf Kuba stationieren, also direkt vor der Haustür der USA. Der Konflikt drohte zu eskalieren, ein Atomkrieg schien möglich. Die Krise dauerte 13 Tage. In diesem Zeitraum blieb der Dow Jones überraschend stabil und verlor nur 1,2 Prozent um im weiteren Verlauf des Jahres mehr als 10 Prozent zuzulegen.
  • 9/11: Die Anschläge auf amerikanischem Boden am 11. September 2001 erschütterte auch die Börsen, die in den folgenden Tagen um fast 15 Prozent fielen. Innerhalb weniger Monate wurden die Verluste aber wieder wettgemacht.
  • Irakkrieg: Die USA fielen zusammen mit der „Koalition der Willigen“ am 20. März 2003 mit dem Ziel ein, das Volk zum Tyrannen Saddam Hussein zu befreien und angebliche Massenvernichtungswaffen auszuschalten. Wahrscheinlich ging es aber nur ums Öl. Wie auch immer: Die Börsen stiegen am folgenden Tag um 2,3 Prozent, im Jahresverlauf verzeichnete der Dow Jones einen Gewinn von mehr als 30 Prozent.

Fazit

Kriege scheinen für den Aktienmarkt zumindest nicht toxisch zu sein. Man könnte sogar behaupten, dass lokale Konflikte für die Börsenentwicklung keine große Rolle spielen. Die Märkte reagieren zumindest nicht immer auf geopolitische Ereignisse erst mit einem Abschlag und anschließend mit einer Gegenbewegung.