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So nutzen Sie die Twitter-Alternative Mastodon

Nach dem Kauf von Twitter durch Elon Musk könnte Mastodon eine Alternative sein.

Hände halten Smartphone und tippen darauf das Logo von Mastodon
© Marten Bjork/Unsplash

Viele haben das Interesse von Elon Musk an Twitter nicht ernstgenommen. Doch Ende April entschieden sich die Aktionäre des Mikroblogging-Dienstes, das Angebot des Milliardärs und Tesla-Chefs anzunehmen. Und mit einem Schlag gehört ein soziales Netzwerk mit über 200 Millionen aktiven Mitgliedern nur noch einem einzigen Mann. Für viele Nutzer und Nutzerinnen eine beunruhigende Vorstellung. Sie suchen eine Alternative. Mastodon ist eine davon.

Das Netzwerk verzeichnet sprunghafte Anstiege von Neuanmeldungen seit feststeht, dass Twitter an Musk geht. Was hinter dem aufstrebenden Netzwerk steckt und wie sich Mastodon von Twitter unterscheidet, verrät IMTEST.

Twitter-Alternative Mastodon: Die wichtigsten Fakten

Mastodon gibt es bereits seit 2016 und wurde vom deutschen Programmierer Eugen Rochko ins Leben gerufen. Als Mikroblogging-Dienst steht hier die Verbreitung von Kurznachrichten im Fokus. Einer der größten Unterschiede zu Twitter ist, dass es sich um ein Open-Source-Projekt handelt. Das heißt, der Quellcode ist frei einsehbar, und jeder kann das Netzwerk mitgestalten. Es finanziert sich daher durch Spenden und beruht auf der Arbeit Freiwilliger.

Außerdem ist Mastodon ein dezentrales Netzwerk. Im Gegensatz zu Twitter basiert es nicht auf einer Plattform, sondern auf vielen verschiedenen Servern. Derzeit sind es über 3.700, und es kommen nach eigenen Angaben des Netzwerkes stetig Hunderte dazu. Die Server stellen zum Beispiel Privatpersonen oder Vereine. Dabei hat jeder Server seine eigenen Regeln, welche Inhalte gestattet sind und welche nicht. Auf diesen Servern sind aktuell über 5 Millionen Nutzer und Nutzerinnen unterwegs.

Seit kurzer Zeit gibt es Mastodon auch als native App für Android und iOS in den jeweiligen App Stores.

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So funktioniert das dezentrale Netzwerk

Die einzelnen Server, oder auch Instanzen genannt, sind unabhängig voneinander, aber Teil des großen Netzwerks, dem Fediverse. Für die User heißt das, dass sie sich beim Registrieren für eine Instanz entscheiden müssen. Über die App erfolgt die Wahl per Interessens-Kategorie oder Region. Das können Kategorien wie Musik, Kunst, Gaming oder LGBTQ+ sein. Die Anzahl an Instanzen scheint hier aber stark begrenzt zu sein.

Screenshot mastodon Erklärung Server-System und Auswahl mit Icons
In der App werden verschiedene Kategorien und die passenden Server dazu angezeigt. © Mastodon, IMTEST

Es gibt aber auch einen Instanzen-Finder. Bei diesem wählt man neben der Sprache und User-Anzahl Bestimmungen aus, ob beispielsweise Werbung oder Pornografie in der Instanz gestattet sind. Daraufhin listet der Finder Instanzen auf, die den Angaben entsprechen. Hier ist die Auswahl sehr groß.

Nach der Wahl einer Instanz legt man Mail-Adresse und Nutzernamen fest. Der Name der Instanz wird immer an den Nutzernamen angefügt. Letztlich ist es aber so, dass alle Nutzer miteinander kommunizieren können, auch instanzenübergreifend. Man muss nur den Nutzer- und Instanzennamen wissen.



Nachrichten bei Mastodon

Wer sich für eine Instanz entschieden und den kurzen Registrierungsprozess beendet hat, kann direkt loslegen und Kurznachrichten schreiben. Die Bedienung und Oberfläche werden Twitter-Usern vertraut erscheinen. Aber es gibt Unterschiede:

  • Nachrichten können 500 Zeichen lang sein.
  • Aufgrund des Open-Source-Aspekts kann die Zeichenanzahl aber auch selbst angepasst werden.
  • Sie werden nicht nach einem Algorithmus, sondern chronologisch angezeigt.
  • Für jede Nachricht kann einzeln entschieden werden, wem diese angezeigt werden soll.
  • Sensible Inhalte können entsprechend gekennzeichnet werden.
  • Nachrichten heißen „Tröts“ (deutsch) oder „Toots“ (englisch).
Screenshot Mastodon Trends
Auch bei Mastodon gibt es Trends. Hier lässt sich gut erkennen, dass aktuell noch eher wenig in dem Netzwerk los ist. © Mastodon, IMTEST

Tschüss Twitter, hallo Mastodon: Darum wechseln User

Alles in allem sind die Funktionen von Mastodon also die gleichen wie die von Twitter. Was viele User jetzt zu einem Wechsel bewegt, ist die Angst vor maßgeblichen Veränderungen und die Ablehnung gegenüber Musks bisherigen Twitter-Plänen. So möchte sich Musk für mehr Redefreiheit einsetzen. Das Kennzeichnen von Falschmeldungen oder Sperren von Accounts, wie dem von Donald Trump, soll es unter ihm nicht mehr geben. Viele User befürchten dadurch einen Verlust der Netiquette. Hier positioniert sich Mastodon als ein Netzwerk sicherer Räume, in denen mehr und aktivere Moderatoren unterwegs sind, an die User sich wenden können.

Zudem hat Musk angekündigt, neue Wege finden zu wollen, mit denen Twitter Geld verdienen kann. Diese fortschreitende Monetarisierung der Plattform passt ebenfalls nicht jedem. Als Non-Profit-Netzwerk ist Mastodon daher auch für Menschen interessant, die einen zunehmenden Verkauf ihrer Daten fürchten.

Letztlich wird sich zeigen, ob die Führung durch eine einzige Privatperson eine Chance für Twitter darstellt – oder eher eine Gefahr. Und ob Mastodon das für Twitter wird, was Telegram für WhatsApp, ist ebenso fraglich. Schließlich muss man sich erst einmal mit dem dezentralen Konzept und in dem Server-Dschungel zurechtfinden. Eine Umstellung, die für viele Menschen sicher zunächst eine Hürde darstellen könnte.

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