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Razer Kraken V3 Hyperspeed im Test

Wird das Headset seinem Versprechen nach brachialer Soundqualität gerecht?

© Razer

Das mit 370 Gramm schwerste Headset in der Preisregion unter 150 Euro kommt von Gaming-Veteran Razer. Beim neuen Barracuda Pro gibt sich der Hersteller in Sachen Marketingslang zurückhaltend. Dennoch müssen sich potenzielle Käufer des Razer Kraken V3 Hyperspeed Headsets schon Notizen machen, um auch wirklich alle Fachbegriffe zu verstehen. Angefangen bei den „Razer Triforce Titanium 50 mm“ Treibern über das haptische „Razer Hypersense“-Feature bis hin zum „Razer Hyperclear Cardioic Microphone“. Fast jedes Feature bekam einen eigenwilligen Namen. Ob dahinter nicht nur Marketing, sondern auch tatsächlich die versprochene brachiale Soundqualität steckt, zeigt der Test.   

Technische Daten des Razer Kraken V3 Hyperspeed

  • Preis: 139 Euro   
  • Gewicht: 370 Gramm  
  • Typ: Wireless mit Kabeloptionen  
  • Treiber: 50 mm Neodym  
  • Bauform: Over ear   
  • Kabellänge:
  • Garantie: 24 Monate  
  • Tonfrequenzbereich: 20 Hz bis 20 kHz 
  • Mikrofonfrequenzbereich: 100 Hz bis 10 kHz  
  • Impedanz: 36 Ohm 

Design, Komfort und Verarbeitung des Headsets

Die Optik von Razers Headset ist durchgehend gut. Im Vergleich zum großen Bruder Barracuda ist es klar als „Gaming-Headset“ zu erkennen ist – RGB Beleuchtung und eine geriffelte Ohrmuschel muss man mögen. Die Verarbeitung ist Razer-typisch auf einem guten Niveau und dürfte auch stärkeren Belastungen gut standhalten. 

Das Razer Kraken V3 Hyperspeed Headset
• Das Headset versteckt seine Gaming-Herkunft nicht, bleibt aber dennoch zurückhaltend genug. Die Verarbeitung ist durch die Bank solide. © Razer/ IMTEST

Das Kunstleder bietet ein wärmeleitendes Material und Memory-Schaumstoff, der länger bequem bleibt und auch Schweißbildung weitestgehend reduziert. Das schafften insbesondere die Modelle von Sony und Beyerdynamics nicht. Das Headset liegt trotz seines hohen Gewichts nicht schwer auf dem Kopf und blieb auch nach einer mehrstündigen Spielesitzung bequem.  



Einrichtung und Bedienung  

Wie bei den meisten kabelgebundenen USB-Headsets muss man nichts anderes tun als einstöpseln und loslegen. Auf dem PC meldet sich sofort Razers Synapse-Software, die mittlerweile zu einer (etwas zu) großen Suite an Funktionen, Optimierungstools und Eigenwerbung herangewachsen ist. Einmal eingerichtet, lassen sich alle Funktionen wie der Raumklang und die Haptik sowie die RGB Beleuchtung schnell anpassen. Letztere kann man auf eine statische Farbe definieren oder aber etwa pulsieren lassen.  

Knöpfe zur Steuerung des Headsets
Die Bedienung ist denkbar einfach: Neben dem Mute-Knopf und dem Lautstärkeregler links gibt es auf der rechten Ohrmuschel lediglich einen Knopf zur Steuerung der Hypersense-Funktion. © Razer/ IMTEST

Die Bedienung des Razer Kraken V3 Hyperspeed  Headsets selbst wird über sehr wenige Tasten gelöst. Neben dem Stummschalter gibt es einen Lautstärkeregler, der nicht ganz so präzise wie bei Microsoft einrastet, seinen Zweck aber erfüllt. Auf der Unterseite der rechten Muschel kann die Haptik-Funktion (mehr dazu unten) entweder aus oder in drei Stufen gesteuert werden – das ist besonders dann wichtig, wenn das Headset nicht am PC und abseits der Razer-Software betrieben wird.  

Der Kopfhörerarm des Razer Headsets
Der Kopfhörerarm lässt sich wie bei den meisten Gaming-Headsets schnell abnehmen, falls gerade doch nur Single-Player-Spiele anstehen. © Razer/ IMTEST

Tonqualität: Haptics – Immersiv oder irritierend?  

Zunächst einmal zum Elefanten im Raum: Der „haptischen Technologie“. Dabei werden Frequenzbereiche zwischen 20 und 200 Hz, sprich sehr tiefe Töne, durch die Membrane zu spürbaren Vibrationen umgesetzt. Beim ersten Probehören bei Titeln von Rammstein über Tidal fällt sofort auf, dass neben einem satten Bass die Kopfhörer tatsächlich an den Ohren vibrieren. Der Effekt wurde dabei in den Standardeinstellungen nie unangenehm und lenkte auch nicht ab. Dennoch es von einer Testperson als irritierend beschrieben, während eine andere Person es mit einem „Das ist ja cool – etwas völlig neues“ bewertete. Beim Spielen rumst und vibrier es insbesonders bei actionreichen Passagen, was wirklich Spaß macht und in der Tat ein neues Erlebnis auf die Ohren zaubert.  

Dennoch bleibt, wie bei vielen Charaktereigenschaften im Audiobereich auch hier zusagen: Ausprobieren – und bei Bedarf entweder herunterdrehen oder ganz ausschalten. 

Eine aktive Geräuschunterdrückung gibt es bei Razer nicht. Die recht dicke Konstruktion des Chassis sorgte jedoch dennoch für eine gute, natürliche Isolation vieler Töne. Das Tippen auf Tastaturen war auch in sehr leise Szene gar nicht mehr zu hören auch lautere Umgebungsgeräusche und Stimmen konnte das Hypersense auf ein Minimum reduzieren.  

Das Mikrofon klingt besser als bei den Modellen von Sony, Microsoft und Beyerdynamics (was zugegebenermaßen nicht schwer ist), kann aber nicht mit der Klarheit und der hervorragenden Rauschunterdrückung von Logitech mithalten. Dennoch spielt es für ein Headset im mittleren Preissegment oben mit.  

Die Software des Razer-Headsets
In Razers Software lässt sich der Effekt durch Stufe 3 ab absurdem führen – das gleicht dann einer Ohrenmassage und verzerrt den Ton und insbesonders tiefe Stimmen © Razer/ IMTEST

Die Tonqualität in Verbindung mit der PlayStation 5 (Horizon Forbidden West)

Dank der USB-Audio-Verbindung funktionierte der Anschluss an die PS5 sehr einfach. Beim Testen mit Horizon Forbidden West kamen Musikuntermalung und Effekte klar herüber, Stimmen klangen in der Standardeinstellung zu leise und dünn. Hier muss man mit den Toneinstellungen im Equalizer spielen, ehe der Effekt erträglich ist – so richtig gut klingen besonders hohe Stimmen dennoch nie.  
Der Raumklang und die breite Bühne waren beeindruckend: Die 3D-Audio-Technik kann bei Razers Hypersense V3 voll ausgefahren werden. Aber auch hier gilt: Per physischem Knopfdruck sollte das haptische Feature reduziert werden, ansonsten gab es Verzerrungen bei jeder Dialogszene, da Aloys tiefe Stimmlage je nach Szene zu Vibrationen im Headset führte. 

Razer Kraken V3 Hyperspeed: Guter Klang am PC (Elden Ring und CS)

Am PC bei mittlerer Haptikstufe klingt das Headset sogar ohne jegliche Optimierung mit Equalizern ausgewogen. Razer überzeugt hier mit einem soliden Bass, der besonders bei Elden Rings Soundtrack gut rüberkommt. In Sachen Räumlichkeit ist es auf einem Niveau mit den beiden Headsets von Sony und Microsoft, kann aber Feinheiten wie die bei Elden Ring ständig hörbaren Windgeräusche oder auch weit entfernte Gegnerstimmen feiner herausarbeiten. Aber auch wenn’s einmal laut hergeht, gibt das Razer kein schlechtes Bild ab: Schüsse und Stimmen bei CS: GO kamen sehr klar herüber und konnten auch ohne zuschaltbare Effekte gut zugeordnet werden.  

Die Software des Razer Headsets
Das von Razer empfohlene Aktivieren der THX Spatial Audio-Technologie kann hingegen nicht überzeugen: Zwar sorgt es bei Elden Ring für eine etwas breitere Bühne, jedoch auch gleichzeitig für einen dumpfer klingenden Ton. Unser Tipp: Gar nicht erst aktivieren. © Razer/ IMTEST

Basslastiger Sound bei der Widergabe von Musik

Der Bass, sowohl bei Rammsteins “Zeit”-Titelstück als auch dem “Mandalorian-Chapter 2”- Soundtrak von Star Wars, überschattete erneut die Melodien und Stimmen zu stark, zumal die Membranen für satte Tieftöne nicht ausgerichtet sind. Trotz der Basslastigkeit bleibt der Ton noch „gut“ und ist auch bei längerem Hören nicht störend.  
Auch bei Musik gilt, den THX Spatial Effekt tunlichst zu vermeiden. Er ruiniert basslastigere Passagen und entfernt jeglichen Tiefgang während Stimmen verrauscht klingen. 



Filme und Serien mit dem Razer Kraken V3 Hyperspeed 

Das Razer Headset ist wie die meisten Gaming-Headsets etwas zu sehr basslastig, schafft aber etwas, das sonst nur höherpreisige Headsets leisten – Mitten und Höhen gehen bei basslastigen Sequenzen nicht unter. Bei der sonst ruhigen Serie Severance werden Dialoge bei einem gleichzeitig im Hintergrund auftretenden Soundtrack mit Fokus auf Bass nicht überschattet, sondern stachen klar hervor. Als einziges Headset im Preissegment klingen Stimmen ähnlich wie beim Studio-Kopfhörer klar hörbar und so, als stünden die Personen vor einem – das kommt je nach Szene sogar zu „intim“ herüber.  

Fazit

Razer hat mit der „Hypersense“ getauften haptischen Technologie ein recht eigenständiges und spannendes Feature entwickelt, das besonders bei Spielen die Immersion erhöhen kann. Das Klangbild klingt sehr nuanciert und Höhen sowie Mitten werden nicht durch Bässe ertränkt. Die Räumlichkeit ist dabei hervorragend.

Pro:

  • gute Verarbeitung, schicke Optik, hoher Tragekomfort, haptisches Feedback sorgt für ein spannendes Klangerlebnis (ist aber Geschmackssache), tiefe Bässe, die Höhen und Mitten nicht verwaschen

Contra:

  • THX Spatial-Technik sorgt für eine hörbare Reduktion der Audioqualität bei nur geringem räumlichem Vorteil, etwas kurzes, nicht auswechselbares Kabel

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1