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Huawei Mate X3 im Test: Falt-Smartphone mit Hindernissen

Der Knick des Telefons ist definitiv nicht das Problem.

Das Huawei Mate X3 steht auf einem Tisch.
© IMTEST

2019 gehörte Huawei gemeinsam mit Samsung zu den ersten Mitbewerbern, die die lange vergessene Produktgattung der Falt-Smartphones wieder aus der Versenkung holten. Mittlerweile sind viele Tech-Größen auf den Zug aufgesprungen – erst jüngst ist beispielsweise das Google Pixel Fold gestartet. Nun hat auch Huawei mit dem Mate X3 nachgelegt. Das Smartphone kommt mit drei Displays, vier Kameras und einem interessanten Formfaktor. Der Preis von 2.199 Euro (UVP) untermauert die Herkunft aus dem Premium-Segment. Doch was bekommt man dafür und wo liegen die Unterschiede zur Konkurrenz? IMTEST hat Huaweis neuen Falter ausgiebig im Labor und in der Praxis ausprobiert. Ergebnisse, Bilder und ein finales Test-Fazit der Reihe nach.



Die Eckdaten des Huawei Mate X3

Wie der Name es vielleicht schon verrät, handelt es sich bei dem Huawei Mate X3 um das dritte Falt-Smartphone der Serie. Was es unter anderem bietet, zeigt die folgende Auflistung:

  • Hochwertiges Gehäuse mit Maserung auf der Rückseite, bei 239 Gramm
  • Falt-Bildschirm mit 7,8 Zoll Diagonale, OLED-Technik, Auflösung von 2.224 x 2.496 Pixel, Bildwiederholrate mit bis zu 120 Hertz
  • Hauptkamera: 50 Megapixel 
  • Prozessor: Snapdragon 8+ Gen. 1
  • Speicher: 512 Gigabyte, nicht erweiterbar
  • Preis: 2.199 Euro

Design: Dünner als die Konkurrenz

Das Huawei Mate X3 grenzt sich alleine durch sein Design von vorherigen Generationen ab. So ist das Kamera-Modul – welches drei Linsen beinhaltet – nun rund und mittig auf der Rückseite platziert. Beim Mate X2 war es noch rechteckig und in der rechten Ecke. Auch der glänzende Aluminium-Rahmen des Kreises sorgt dafür, dass die Rückseite zum optischen Highlight wird. Der wirkliche Eye-Catcher ist jedoch die grüne Maserung, die dem Falt-Smartphone eine angenehme Griffigkeit verleiht. Das ist beispielsweise beim Fotos machen praktisch, da das Handy dann nicht so leicht aus den Händen rutscht. Und auch wegen Fingerabdrücken muss man sich keine Sorgen, die sind selbst bei intensiver Nutzung nicht sichtbar. Obendrein ist das Huawei Mate X3 robust, was sich an der IPX8-Zertifizierung zeigt. Die sagt aus, dass das Smartphone gut gegen Staub und Wasser geschützt ist.

Das Huawei Mate X3 steht auf einem Tisch.
Das Design des Huawei Mate X3 ist schlicht gehalten. © IMTEST

Und auch der Formfaktor des Huawei Mate X3 überzeugt: Es ist mit einer Dicke von aufgeklappt rund 11 Millimetern geringfügig dünner als das 12,1 mm dicke Google Pixel Fold und das deutlich korpulentere Samsung Galaxy Z Fold4, das im eingeklappten Zustand auf 16 Millimeter kommt. Das Display auf der Vorderseite misst 6,4 Zoll in der Diagonale. Somit ist es einen Tick größer als beim 6,1 Zoll großen Google Pixel Fold, lässt sich dennoch trotzdem gut mit einer Hand bedienen. Lästiges Umgreifen ist nicht nötig. Faltet man das Handy auf, offenbart sich der 7,8 Zoll große Falt-Bildschirm im 21:9-Format. Die Bildschirmränder sind angenehm dünn,

Einen Einschub für microSD-Karten gibt es nicht – was aber auch nicht sonderlich schlimm ist. Mit 512 Gigabyte Gesamtkapazität steht reichlich Speicherplatz für Apps, Bilder und Programme zur Verfügung.



Leistung: Snapdragon unter der Haube

Ein großer Vorteil von Falt-Smartphones ist die enorme Bildschirmfläche, die zur Verfügung steht. Denn dadurch lassen sich gleich mehrere Apps problemlos parallel ausführen – Freunde von Multitasking kommen also definitiv auf ihre Kosten. Damit dabei aber auch alles reibungslos und flüssig läuft, muss auch die Leistung stimmen. Umso besser, dass Qualcomms Chip Snapdragon 8+ Gen.1 ausreichend Kraft mitbringt. Zwar steckt die zweite Generation bereits in einigen Smartphones – unter anderem in der Galaxy-S23-Serie – aber auch beim Mate X3 ist das Arbeitstempo “sehr hoch”. Im Leistungsmessprogramm Geekbench 6 sicherte sich das Handy 4.114 Punkte und liegt somit über dem Google Pixel Fold, das auf 3.526 Punkte kam. Einzig bei der Grafikleistung macht sich das höhere Alter bemerkbar – wenngleich auch hier das Tempo noch “hoch” ist. Einfache Bild- und Videobearbeitungen sind trotzdem drin, was in Anbetracht des großen Bildschirmes ein geeignetes Einsatzbeispiel ist. Für aufwendigere Prozesse reichen auch die 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, die dem Prozessor beim Arbeiten zur Seite stehen. Dateien, Programme und Apps landen auf 512 GB Speicher – es steht also reichlich Platz zur Verfügung. Nachträglich lässt sich der Speicher nicht nachrüste, einen Slot für microSD-Karten gibt es nicht.

Nur 4G und keine Spur von Google

Nach wie vor kämpft Huawei mit den Folgen des US-Handelsembargos. Denn aufgrund des Politikums bleibt es dem chinesischen Hersteller verwehrt, Software aus den USA wie Googles Android zu verwenden. Auch alle Apps des Suchmaschinen-Riesen wie Google Maps, Google Drive und Co. fehlen. Auf den Google Play Store kann man ebenfalls nicht zugreifen. In den letzten Jahren hat Huawei eine eigene Basis geschaffen, die letzte Version Emui 13.1 ist ab Werk vorinstalliert. Hier gibt es einen Huawei-Store, der sich bereits aus einigen bekannten Apps zusammensetzt. So gibt es dort beispielsweise etwaige Microsoft-Anwendungen oder bekannte Streaming-Dienste wie Netflix. Dennoch muss man Einschränkungen hinnehmen: WhatsApp lässt sich beispielsweise nur über Umwege installieren.

Ebenfalls eine Auswirkung: Noch immer kann Huawei seine Smartphones nicht mit 5G-Modulen ausstatten. Heißt: Surfen im 5G-Netz ist nicht möglich. Somit ist das Smartphone in dieser Hinsicht nicht für die Zukunft gerüstet. Es gibt jedoch schon eine Vielzahl von Medienberichten, dass Huawei an einer eigenen Lösung arbeitet. Ob und wann diese auch wirklich umgesetzt wird, ist jedoch noch unklar.

Display: (Fast) kein Knick ersichtlich

Bei allen drei verbauten Bildschirmen setzt Huawei auf die Display-Technologie OLED. Dort sorgen winzigkleine Flüssigkristalle (kurz OLEDs) für die Bilderzeugung. Da sie von selbst leuchten können, schalten sie sich bei der Schwarzdarstellung einfach ab. Der große Vorteil: So ist eine perfekte Schwarzdarstellung möglich und das Kontrastverhältnis wird gesteigert. Das zeigt sich auch bei den Messungen. Für den Test hat IMTEST das aufgeklappte große Display gemessen, auf dem sich 2.496 x 2.224 Pixel drängen. Gemeinsam sorgen sie für eine sehr natürliche Farbdarstellung – sowohl im sRGB- als auch im erweiterten DCI-P3-Farbbereich, in dem sich intensive und knallige Farben tummeln. Das fällt besonders beim Abspielen von bestimmten Streaming-Inhalten auf – das Bild wirkt so noch farbenfroher. Außerdem erfreulich: Obendrein kann das Display auch noch sehr hell strahlen – 944 Candela pro Quadratmeter in der Spitze hat der Test ergeben. So bleibt selbst bei gleißendem Sonnenschein noch alles erkennbar. Huawei hat Samsung und Google auch voraus, dass der Knick im augeklappten Display fast nicht zu sehen ist. Das Außendisplay ist kleiner und braucht aufgrund dessen auch weniger Pixel für eine hohe Pixeldichte. Es löst Inhalte mit 2,504 x 1.080 Pixel auf.

Das Huawei Mate X3 steht auf einem Tisch.
Die Knickfalte des großen Displays ist fast nicht sichbar. © IMTEST

Kamera: Ein starkes Quartett

Ein Highlight bei Huawei-Smartphones sind die verbauten Kameras. Das hat der Hersteller nicht zuletzt beim P60 Pro bewiesen. Und auch beim Huawei Mate X3 ändert sich das nicht. Das Kameramodul auf der Rückseite setzt sich aus einer 50-Megapixel-Hautplinse (MP), einem 13-Megapixel-Ultraweitwinkel und einem 12-MP-Teleobjektiv mit bis zu fünffach optischem Zoom zusammen. Ergänzt wird das Ganze um zwei Frontkameras, eine am Außen- und eine am Innendisplay. Somit ist die Auswahl an Linsen mehr als üppig.

Das Kamera-Modul auf der Rückseite in einer Detailaufnahme.
Prominent platziert: Die Hauptkamera des Huawei Mate X3 nimmt eine Menge Platz ein. © IMTEST

Der Star auf der Rückseite ist die Hauptkamera. Geschossene Bilder weisen einen hohen Detailreichtum auf, eingefangene Farben bleiben natürlich, selbst in herausfordernden Szenarien, beispielsweise im Morgengrauen. Per 4-in-1-Pixel-Binning-Technologie werden 4 Bildpunkte zu einem zusammengefasst. Der Vorteil: Mehr Bildinformationen sorgen dafür, dass die Qualität des Ergebnisses weiter steigt. Eine gute Figur macht auch die optische Bildstabilisierung, wodurch Verwackler gut vermieden werden. Große Objekte – etwas das Rathaus in Hamburg – fängt der Ultraweitwinkel überzeugend ein, wenngleich man bei feineren Details Abstriche hinnehmen muss.

Eine Kirche in Hamburg ist zu sehen.
Mit der Hauptkamera geschossen: Farbverlaufe im Horizont sind klar erkennbar. © IMTEST

Im Premium-Segment von Smartphones hat sich mittlerweile etabliert, dass ein zoomstarkes Teleobjektiv mit an Bord ist. So gelingen auch Aufnahmen von kleineren Dingen, etwa Schmetterlingen oder gezielte Objekte an Häuserfassaden. Die Telelinse des Huawei Mate X3 zeigte im Test eine starke Leistung. Bildrauschen war auch bei vierfacher Vergrößerung kaum sichtbar. Farben sehen natürlich aus und selbst kleinere Feinheiten sind auf den Bildern noch erkennbar. Ein ähnlich hohes Niveau bringen auch die Selfie-Kameras mit. Hauttöne sehen natürlich aus und im Hintergrund arbeitet auch keine Technologie, die die Haut zu glatt zieht.

Ein Baum, mit der Makrolinse des Huawei Mate X3 aufgenommen.
Selbst kleine Details auf den einzelnen Nadeln fängt die Telelinse ein. © IMTEST
IMTEST-Redakteur Pascal Bartholomäus nimmt ein Selfie auf.
Auch die Selfies sehen klar aus, verwaschen ist hier nichts. © IMTEST

Akku: Kurzer Atem

In einem Falt-Smartphone steckt eine Menge Technik, alleine drei Displays wollen mit Energie versorgt werden. Das zehrt an der Akku-Leistung. Zwar arbeitet der Snapdragon-Chip relativ effizient, dennoch erreichte das Huawei Mate X3 im Test nur eine “kurze” Akku-Laufzeit. Bei gleichbleibender Helligkeit und permanenter Videowiedergabe gingen nach rund siebeneinhalb Stunden die Lichter aus. Bei intensiver Nutzung hält das Handy also nicht über den Tag durch, wodurch es oft aufgeladen werden muss. Das ist ausbaufähig, denn Konkurrenzmodelle bewegen sich oftmals eher an der 10-Stunden-Marke. Umso besser, dass die Ladegeschwindigkeit im Gegenzug “sehr schnell” ist. Nach rund 52 Minuten war das Huawei Mate X3 wieder vollgeladen. Alternativ lässt es sich auch kabellos laden.

Fazit:

Huawei führt die Falt-Mechanik mit dem Mate X3 gelungen fort. Der sonst so störende Knick ist hier so gut wie gar nicht mehr ersichtlich und das Display ist nicht nur sehr hell, sondern lädt sowohl zum Schauen und Spielen als auch zum Schreiben und Arbeiten ein. Hinzu kommt ein leistungsstarkes Paket aus Kameras, allen voran eine sehr gute 50-Megapixel-Hauptkamera und eine starke Tele-Linse mit hoher Zoomstufe. Trotzdem rechtfertigt das den besonders hohen Preis nur bedingt. Mit 2.199 Euro kostet das Huawei Mate X3 mehr als das Google Pixel Fold und Samsungs Falter, bietet jedoch nur wenige Vorteile. Außerdem fehlen immer noch alle Google-Dienste und die Einfachheit eines Android-Betriebssystems.

  • PRO
    • Sehr hohes Arbeitstempo des Prozessors, starke Hauptkamera mit effizienter Pixel-Binning-Technologie, sehr schnelle Ladegeschwindigkeit, viel Speicher
  • KONTRA
    • Kurze Akku-Laufzeit, keine Google-Dienste, kein 5G

IMTEST Ergebnis:

gut 2