Veröffentlicht inKaufberatung

Xiaomi Mijia Pulse vs. SpyraThree: Elektrische Wasserpistolen im Test

Wasserpistolen für Erwachsene – der heißeste Sommertrend?

Zwei Personen mit Wasserpistolen von Xiaomi und Spyra.
© IMTEST

Alle Sommer wieder kommt sie, die große Lust aufs kühle Nass. Egal ob im Freibad, auf dem Campingplatz oder im heimischen Garten – seit Generationen werden spielerische Kämpfe mit Wasserpistolen ausgetragen. Daher ist es Zeit, dass IMTEST zwei spannende Geräte für Erwachsene ins Testlabor schickt.

Wussten Sie schon? Das erste US-Patent für eine Wasserpistole stammt tatsächlich schon aus dem Jahr 1896 – damals wurde auf Werbeschildern die Effektivität der Metall-Spritzpistole gegen angriffslustige Hunde angepriesen. Fast 100 Jahre später hat dann ein Name die Welt der Wasserpistolen revolutioniert: SuperSoaker. Auch in Deutschland galten diese Spritzpistolen in den 90ern Jahren als das Nonplusultra in Kinderhänden. Heutzutage gehört die Marke übrigens zum NERF-Kosmos aus dem Hause Hasbro.

2018 schließlich nahm das bayerische Start-Up Spyra seinen Mut zusammen und lancierte eine Crowdfunding-Kampagne: Es kamen über 450.000 Euro für die Idee zusammen, eine Wasserpistole zu entwickeln, die konzentrierte Wasserstöße abschießt und gleichzeitig ohne Pumpen auskommt. Fünf Jahre später ist die Firma aus München mit ihrem Top-Modell SpyraThree am Start – 169 Euro kostet das wuchtige Wassergewehr.



Xiaomi Mijia Pulse: Kopie der deutschen Spyra?

Unlängst schlug in China dann eine neue elektronische Wasserpistole auf: die Mijia Pulse vom Technologie-Giganten Xiaomi. Bislang hat es das Action-Gadget nicht in den Westen geschafft, es existieren bei Xiaomi aktuell scheinbar noch gar keine Pläne für einen Release in Europa. Der chinesische Preis von 649 Yuan entspricht übrigens rund 82 Euro. Wer die leuchtend weiße Hightech-Wasserpistole über das Internet bestellt, der muss bei Import-Händlern wie AliExpress allerdings zwischen 180 und 220 Euro bezahlen.

IMTEST war neugierig, wie gut die Xiaomi Mijia Pulse im Vergleich zur SpyraThree abschneidet. Das Duell ist zudem nicht nur aus reiner Produktsicht interessant, sondern besitzt auch eine spannende rechtliche Komponente. Xiaomi ist zwar nicht der erste Hersteller, der die Funktionsweise der deutschen Spyra-Wasserpistole nachahmt, aber bei weitem der prominenteste.

Foto dreier Wasserpistolen, einmal eine weiße von Xiaomi und eine blaue sowie eine rote von Spyra.
Die Xiaomi Mijia Pulse (oben) gibt es nur in Weiß, die SpyraThree (unten) ist in rot und blau erhältlich. © IMTEST

Spyra-Gründer und CEO Sebastian Walter äußerte sich gegenüber dem Tech-Blog Smartdroid.de so: „Das Produkt von Xiaomi ist leider auch eine weitere technologische Kopie unserer Innovation. Die Bereitschaft, sich Erfindungen anzueignen, ist in China bekanntermaßen sehr verbreitet.“ Walter geht noch weiter: „Wir prüfen derzeit noch, welche Patente verletzt werden, in jedem Fall handelt es sich hierbei keineswegs um Innovation, sondern eine günstige und direkte Kopie von uns.“

Xiaomi vs. Spyra: Das Duell

Die rechtlichen Umstände wollen IMTEST an dieser Stelle aber nicht weiter beschäftigen, hier geht es um Leistung, Handhabung, Spaß-Faktor & Co. mit den beiden elektrischen Wasserpistolen. IMTEST hat beide bei sonnigem August-Wetter in mehreren actiongeladenen Runden im heimischen Garten getestet, mutig hinter Zäunen und Gartenhäuschen hervorgelugt und ist dabei mehrfach komplett nass geworden.

Los geht’s mit der SpyraThree: Beim Erstkontakt mit dem aufregend designten Spielzeug fällt nicht nur die hohe Verarbeitungsqualität, sondern auch das hohe Gewicht aus. Die Plastik-Knarre liegt zwar gut in der Hand und an der Schulter an, dennoch überrascht das Gewicht von über 2 kg, wenn man es nicht gewohnt ist. Aufgeladen wird die Three natürlich mit möglichst sauberem Wasser, zum Beispiel bieten sich ein großer Eimer oder das unvermeidliche Planschbecken an. In jedem Fall muss das Gefäß so groß sein, dass die Spitze der Wasserpistole gut hineinpasst.

Die Wasserpistole von Xiaomi beim Aufladevorgang.
Aufladen leicht gemacht: Bei diesen elektrischen Wasserpistolen wird nicht gepumpt, sondern in wenigen Sekunden der Tank vollgesaugt. © IMTEST

Und… aufladen!

Drückt man den Abzug nach vorn, ertönt ein lautes Brummen – die SpyraThree hat nämlich einen Akku verbaut und saugt das Wasser selbstständig an. Nach gut zehn Sekunden zeigt das kleine Display an, dass die Knarre voll ist und man rückt den Abzug wieder in den Normalzustand. Jetzt kann die Action beginnen: Beim ersten Schuss wird man vom spürbaren, wohldosierten Rückstoß positiv überrascht. Das fühlt sich an Unterarm und Schulter richtig wuchtig an. Die Wasser-Dosis von rund 30 ml wird mit hohem Tempo aus der Wasserpistole katapultiert und saust rund acht Meter weit durch die Luft. Kurz nach dem Austritt ist das knapp einen Meter lange Wasser-Geschoss am kompaktesten, nach fünf oder sechs Meter Flug fächert sich die nasse Ladung natürlich etwas auf.

Dennoch überraschen der Druck und die Wassermenge bei Treffern positiv: Man spürt keinen Schmerz, den Aufprall aber dennoch deutlich. Auch am Kopf und sogar im Gesicht lassen sich direkte Treffer aushalten – natürlich sollte man auf keinen Fall in geöffnete Augen feuern. Die Menge an Wassern sorgt bei satten Treffern dafür, dass das Ziel in wenigen Sekunden komplett nass ist. So reichen z. B. schon zwei, drei Schüsse, damit das Shirt am nassen Rücken klebt.

Mann mit Argentinien-Trikot, der mit einer Wasserpistole in Blickrichtung des Fotografen feuert.
Der Strahl aus der SpyraThree ist kräftig und macht den Gegner mit nur wenigen Treffern patschnass. © IMTEST

Im Nu leergeschossen?

Die SpyraThree – die es in rot und blau gibt – feuert im normalen Modus ungefähr einen Schuss pro Sekunde, nach 21 Schüssen ist der 750-ml-Tank leer. Dann heißt es zurück zum Wasser-Bassin und aufladen. In jedem Fall empfiehlt es sich, diese Eigenschaft in die eigenen Spielregeln im Garten oder Park mit aufzunehmen. Denn wer während des Aufladens von einem Gegenspieler mit vollem Tank erwischt wird, kann sich auf eine komplette Dusche freuen.

Die zweckmäßige Digital-Anzeige oben auf der SpyraThree gibt neben dem Ladezustand den Wasserfüllgrad in Prozent an. Die leert sich deutlich schneller, wenn man per Schalter in den Burst-Modus wechselt. Dann feuert die Spyra sieben wuchtige Dreier-Salven bevor der Tank leer ist. Schließlich ist da noch Variante 3, der League-Modus: Hier löst der Abzug zuerst einen normalen Schuss aus, doch bleibt der Trigger durchgedrückt, ertönt nach kurzer Auflade-Zeit ein knarrendes Geräusch. Dann ist er Power-Schuss bereit. Der feuert eine spürbar größere Wassermenge auf die Mitspieler und fliegt sogar deutlich über zehn Meter durch die Luft.

Detailaufnahme der Wasserpistole SpyraThree, es ist das Einsaug-Sieb zu sehen.
Ein kleines Metallsieb an der Front der SpyraThree soll verhindern, dass Fremdkörper in die Wasserpistole gelangen. © IMTEST

Weiter geht’s mit der Xiaomi-Wasserpistole im Praxis-Test, der großen IMTEST-Testtabelle und der Antwort auf die Frage, ob derlei Spielzeug in Kinderhände gehört.