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Elektrogrills im Test: Klappt richtiges Grillen mit Strom?

Moderne Elektrogrills versprechen viel Hitze und gute Ergebnisse. Damit wollen sie mehr als nur Notlösung sein. IMTEST weiß, ob das gelingt.

Auf dem Weber Lumin Elektrogrill werden fleisch und Gemüse gegrillt.
© Weber

Elektrogrills haben kaum Konvektion

Viel problematischer sind aber zwei andere Aspekte: So gibt es in den Grills technisch bedingt erst einmal recht wenig Konvektionshitze: Die heiße Luft wird nicht wirklich umgewälzt. Bei niedrigen Temperaturen indirekt zu grillen ist so eher schwierig. Bei Landmann gibt es immerhin einen kleinen Lüfter, der für Zirkulation sorgt, beim Ninja Woodfire sogar einen großen im Deckel, der richtige Umlufthitze ermöglicht. Entsprechend funktioniert das Gerät auf Wunsch auch als Heißluftfritteuse. WMF wiederum hat sich hier ganz geschickt aus der Affäre gezogen: Hier gibt es einen Grill und darun­ter eine Art flachen Backofen (Salamander) mit Oberhitze, der auch geringe Temperaturen schafft. Am schwersten tut sich hier letztlich der Char-Broil, weil er nur ein Heizelement besitzt: Es wird also immer die komplette Fläche erhitzt. Das verleiht dem Grill, der unter dem Rost noch eine geschlossene Fläche aus Metallblech zur besseren Hitzeverteilung besitzt, ein wenig den Charakter einer elektrischen Grillplatte, wie man sie vielleicht in Restaurants schon mal gesehen hat. Allerdings fehlt dem Rost etwas Masse.

Flüssigkeit in einer Ecker der Wasserschale beim Severin
Die Wasserschale bei Severein oder WMF hält die Wanne zwar sauber, ist aber, wenn voll, unschön zu reinigen. Die Flüssigkeit schwappt.

„Temperaturnachschub“

Die zweite Schwierigkeit bei Elektrogrills besteht – verglichen mit leistungsstarken Gasgrills – in der geringeren Fähigkeit, Wärmeenergie schnell nachzuliefern. Grillt man rückwärts, bringt also Fleisch indirekt erst auf annähernd die gewünschte Kerntemperatur und verpasst ihm dann eine Röstkruste, dann muss der Grill dazu hochgefahren werden. Bei einem relativ voll belegten Rost haben hier die Heizelemente zu kämpfen: Das Grillgut nimmt schneller Energie auf, als über den Rost nachgeliefert werden kann. Vor allem der Severin tut sich mit dem serienmäßigen Edelstahlrost trotz 500-Grad-Zone hier schwer, weil zum einen Edelstahl im Vergleich zu Guss der schlechtere Wärmeleiter ist, und zum anderen er nur mit offenem Deckel im Boost-Modus betreibbar ist. So geht auch noch recht viel Energie an die Umgebung verloren. Etwas besser wird es mit dem optionalen Gussrost, aber man merkt den E-Grills durchaus die spezielle Art der Wärmeübertragung sowie die im Vergleich zu Gas und Holzkohle naturgemäß geringere Heizleistung an. Die Geräte mit der höchsten Leistungsaufnahme sind Landmann, Enders und Severin mit je etwa 2,8 Kilowatt (kW), verteilt auf alle Heizelemente. Ein guter Gasgrill liefert 3,5 kW und mehr, und das pro Brenner. Zwar kann das auch längst nicht jeder Gasgrill in hohe Temperaturen am Rost umsetzen, aber insgesamt ist es schon ein Unterschied, ob man im Garraum alle 30 zentimeter eine Flammtemperatur von etwa 900° C zum Heizen zur Verfügung hat oder eben „nur“ eine Heizwendel mit vielleicht 400 bis 500° C.

Stromnetz als Leistungsbremse

Fairerweise muss man sagen, dass der limitierende Faktor hier auch das Stromnetz ist. Bei mehr als 3,5 kW Last lösen hierzulande üblicherweise die Sicherungsautomaten aus. Hängen also neben dem E-Grill noch weitere Verbraucher im selben Sicherungskreis, kommt dieser womöglich an seine Grenzen. Trotzdem: Gibt man den E-Grills die Zeit, auf Temperatur zu kommen, lässt sich mit ihnen auch ein sehr schönes Grillmuster zaubern. Dabei sind, auch was Wiederaufheizen angeht, die kleinen Exemplare von Ninja Kitchen und WMF deutlich im Vorteil. Beim Woodfire kommt zudem noch das leistungsfähige Umluftgebläse dazu, sodass das Gerät auch von oben gart. Das allerdings auch mit einer Intensität, dass hier die Grenze zwischen Grill und Heißluftbackofen sehr stark verschwimmt.

Knusprige Hähnchenunterkeulen auf dem Rost des Ninja Woodfire
Knusprige Hähnchenunterkeulen mit Raucharoma sind im Woodfire kein Problem, der E-Grill beherrscht dank Umluft auch BBQ.

Bedienung der Elektrogrills

Durch die vergleichsweise lange Aufheizphase und die recht gleichmäßige Hitzeverteilung ist es gar nicht so leicht, bei E-Grills mit Temperaturen und Temperaturzonen zu spielen. Umso sinnvoller ist es, wenn man den Grill recht genau einregeln kann. Bei vier der sieben Geräte ist das kein Pro­blem; sie bieten alle die Option, eine Temperatur gradgenau vorzuwählen. Beim WMF trifft das aber nur auf den Backofen zu, der Grill bietet nur eine neunstufige Skala. Immerhin: Die jeder Stufe zugeordnete Temperatur kann man der Anleitung entnehmen. Auch erinnert die Bedienung etwas an ein Kochfeld mit Touch-Steuerung: Etwas weniger Tipp-Arbeit auf dem Hochglanz-Panel wäre besser. Immerhin ist die Anzeige jederzeit gut ablesbar, was leider bei Severin nicht der Fall ist. Bei hellem Sonnenlicht ist die leider kaum erkennbar. In dem Fall kann man hier bei der smarten Version zumindest auf die App zurückgreifen. Das ist immer noch komfortabler als bei Enders und Weber, wo die Temperaturregelung viel mit Gefühl und Erfahrung zu tun hat. Hier gibt es, mit Ausnahme des Deckelthermometers beim Lumin, keine Gradanzeige. Und es braucht zudem viel Feingefühl und gute Ohren, damit man beim Betätigen der Regler auch mitbekommt, wann das Gerät tatsächlich schaltet. Das ist zumindest dann wichtig, wenn man sich im eher unteren Temperaturbereich bewegen möchte.

Elektrogrills sind komfortabel zu reinigen

Im Gegensatz zu vielen Holzkohle- und Gasgrills sind die E-Grills recht dankbar zu reinigen. Das hängt natürlich auch mit der vergleichsweise geringen Größe zusammen, die es ermöglicht, viele Teile in der Spülmaschine zu reinigen. Besonders praktisch: Bei Enders besteht die Innenwanne aus vier ineinandergesteckten Elementen, die ebenfalls spülmaschinentauglich sind. Die Heizelemente selbst werden übrigens ganz konventionell freigebrannt, was letztlich auch mit den Rosten funktioniert.

Eine Hand mit Grilbürste, die den Rost des Char-Broil reinigt
E-Grills werden im Prinzip genauso gereinigt, wie man das auch von Gas- oder Holzkohlemodellen kennt.

Stromverbrauch bei Elektrogrills

Bleibt zum Schluss noch die Frage nach den Kosten des Grillvergnügens. Nutzt man etwa den Landmann, den Enders oder den Severin unter voller Last für eine Stunde, so verbraucht man knapp drei Kilowattstunden Strom, was ungefähr 1,20 bis 1,50 Euro kostet. Allerdings schlägt ein Kilogramm nachhaltig produzierte, heimische Holzkohle auch mit rund 2,50 Euro zu Buche, ein Kilogramm Propangas aktuell mit 2,50 Euro bis 3 Euro. Elek­trisches Grillen ist also nicht einmal teurer als konventionelles Grillen, zumal erfreulicherweise auch alle Grills im Test bei den Verbrauchsmessungen sogar unter den Herstellerangaben bleiben.



Fazit

Die sieben hier getesteten Elektrogrills sind allesamt viel, viel besser als der Ruf dieser Produktkategorie. Bei den Tischgrills überzeugt der vielseitige Ninja Woodfire, der zwar relativ klein ist, aber trotzdem auch wirklich BBQ mit Umlufthitze beherrscht. Bei den Standgrills kann Landmann sich an die Spitze setzen. Grund ist hier die gute Ausstattung, wobei beim reinen Grillen der Enders noch etwas besser abschneidet. Letztlich ermöglichen aber alle Geräte einen entspannten Grillabend für zwei bis etwa sechs Personen, je nach Modell und davon abhängig, was dann alles auf den Rost kommt.