E-Bikes haben sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. Vorbei sind die Zeiten, als ein E-Bike-Motor und ein Akku einfach an den Rahmen gebaut wurden. Integrierte Systeme, kleinere Motoren und smarte Lösungen mit künstlicher Intelligenz sind heute gefragt. Doch während Änderungen bei der Hardware sichtbar sind, findet ein Großteil der Entwicklungsarbeit versteckt im Software-Bereich statt. IMTEST fasst die spannendsten Fakten zusammen.
Was macht die Software bei einem E-Bike?
Bei einem E-Bike koordiniert die Software Sensoren, Motor, Bedieneinheit und Akku. Jede Komponente hat eine eigene Firmware. Zusammen steuern sie das Antriebssystem. Die Software bestimmt, wie das System auf den Fahrer reagiert: Sie regelt die maximale Leistung, die Fahrmodi und die Unterstützungskraft des Motors. Regelmäßige Updates verbessern die Firmware und erweitern die Funktionen.
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Was sind die Herausforderungen bei der Entwicklung?
Die größte Herausforderung bei der Software-Entwicklung für E-Bikes ist die präzise Abstimmung zwischen Fahrer und Antrieb. Nur wenn die Software die Trittleistung des Fahrers genau erfasst und auswertet, kann sie den Motor passend steuern. Das System muss feinfühlig reagieren, damit Fahren natürlich wirkt und die Unterstützung optimal ist.
„Das ist die hohe Kunst der Branche, eine große Bandbreite an unterschiedlichen Faktoren, Einsatzzwecken und Nutzergruppen zu erkennen und abzudecken.“
Dirk Menze, Head of Marketing und Design beim Antriebshersteller Pinion
Updates: Darum sind sie so wichtig für das E-Bike
Hersteller entwickeln ihre E-Bike-Systeme ständig weiter. Auch getestete Antriebe zeigen in der Praxis manchmal Schwächen, die auf dem Prüfstand unentdeckt bleiben. Updates beheben solche Probleme, ohne dass das Rad in die Werkstatt muss. Außerdem bringen Updates neue Funktionen, die den Fahrkomfort erhöhen.
Wie lernt die Software?
Die Software lernt aus anonymen Fahrdaten, die Hersteller auswerten. Sie analysieren, wie stark der Motor genutzt wird, welche Unterstützungsmodi bevorzugt sind und welche Trittfrequenz Fahrer haben. So erkennen die Entwickler Fehler und verbessern das System. Laut Herstellern werden keine persönlichen Daten wie Adresse oder Wohnort erfasst.
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Die Software passt sich zudem an verschiedene Fahrstile an: Sportliche Fahrer treten schneller und benötigen einen harmonischen Motor, Gelegenheitsfahrer treten langsamer und brauchen mehr Unterstützung. Diese Unterschiede lassen sich über die Software einstellen.
Wie bekomme ich ein Software-Update?
Es gibt mehrere Wege, ein E-Bike-Update zu installieren. Viele Hersteller wie Bosch bieten Updates über eine App an. Man verbindet das Handy mit dem E-Bike und spielt die Software kabellos auf. Andere Systeme erfordern ein USB-C-Kabel und einen Computer.
Manche Hersteller setzen auf den Fachhändler: Dort wird das Update aufgespielt, und das Rad gleich auf Defekte geprüft. Infos zu aktuellen Updates liefern die Webseiten oder Newsletter der Anbieter. Wie oft Updates erscheinen, hängt vom Hersteller ab. Große Updates mit umfassenden Änderungen kommen etwa alle sechs Monate.
Was passiert, wenn ich kein Update mache?
Eigentlich nichts. Man muss keine Angst haben, dass das E‑Bike wegen mangelnder Updates nicht mehr funktioniert. Es droht auch nicht der Verlust von Garantie- und Gewährleistungsansprüchen. Die Updates dienen lediglich zur Verbesserung der Software oder zum Aufspielen von neuen Funktionen. Man sollte dennoch regelmäßig die E‑Bike-Software, ähnlich wie beim Auto, auslesen lassen, damit mögliche Fehler analysiert werden können.
Merke ich einen Unterschied nach einem Update?
Das kommt auf den Umfang des Updates an. Manche Aktualisierungen greifen direkt in das Fahrverhalten ein, indem sie beispielsweise mehr Motorpower freischalten oder einen zusätzlichen Fahrmodus integrieren und somit Einfluss auf das Fahrverhalten haben. Kleinere technische Updates merkt man hingegen kaum bis gar nicht.
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Ein Beispiel für ein großes Update findet sich bei Pinion. Das Unternehmen hat im Herbst 2024 ein Software-Update veröffentlicht, das eine Automatik-Schaltfunktion bei allen bisherigen Systemen ermöglicht. Anstelle eines Hardware-Austausches konnte die Funktion einfach per Software freigegeben werden.
Kann ich mit einem Update auch die Leistung erhöhen?
Ja, das ist möglich und wird gerade auch von einigen Herstellern praktiziert. Sowohl Drehmoment als auch Maximalleistung können durch Updates erhöht werden. Solange das System bei 25 km/h die Unterstützung einstellt und die Nenndauerleistung auf 250 Watt begrenzt ist, ist eine Software-Anpassung für mehr Spitzenleistung möglich, ohne dass das Pedelec seinen Status als Fahrrad verliert.

Bosch hat kürzlich ein Update veröffentlicht: Nutzer können das Drehmoment ihrer E-Bike-Antriebe – etwa der Performance Line CX, SX-Line, Cargo-Line und Performance Line Speed – in der App von 85 auf bis zu 100 Nm erhöhen. Das bringt spürbar mehr Leistung, zum Beispiel an steilen Anstiegen oder mit schwerem Gepäck.
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Wie sinnvoll das ist, sollte man hinterfragen. Denn die Komponenten sind nicht auf die stärkeren Motorleistungen ausgelegt und können schneller verschleißen. Außerdem überhitzt ein Motor in einem hohen Maximalleistungsbereich schneller und wird dann in einen niedrigeren Leistungsbereich heruntergefahren. Höhere Leistung bedeutet zudem einen höheren Energieverbrauch, was wiederum einen größeren Akku zur Folge hat, der das E‑Bike schwerer macht.
Wie lange gibt es Updates für ein System?
E-Bike-Antriebe werden nicht jährlich durch neue Modelle ersetzt, sondern bleiben viele Jahre aktuell. Hersteller legen die Systeme auf eine Lebensdauer von etwa zehn Jahren oder länger aus und liefern so lange Updates. Beim Neukauf kann man daher mit langfristiger Unterstützung rechnen. Wer ein gebrauchtes E-Bike kauft, sollte prüfen, ob das Antriebssystem noch mit Updates versorgt wird.
Automatisches Schalten
Bei einigen E-Bikes gibt es mit der automatischen Schaltung eine weitere Komponente, die die Reihe smarter Technik ergänzt. Dabei kann die Schaltung die Gänge selbst wechseln, wofür die Trittfrequenz entscheidend ist. Die Nutzer können ihre Wunschtrittfrequenz über die App eingeben und das System orientiert sich bei der Gangauswahl an dieser Vorgabe.
„Selbstlernend ist vermutlich noch der falsche Ausdruck. Da sind wir als ganze Branche noch nicht so weit, um davon zu sprechen. Aber bestimmte Annahmen und hinterlegte Logiken kommen schon sehr stark an eine KI ran und verbessern das System.“
Dirk Menze, Head of Marketing und Design beim Antriebshersteller Pinion
Pinion geht sogar noch weiter: Der Radfahrende kann per Schaltknopf bei Bedarf das Automatik-System überstimmen und so seine individuelle Einstellung vornehmen. Das System merkt sich die geänderten Gangwechsel und passt es für die nächsten automatisierten Vorgänge an.
Quelle: Mit Material vom Pressedienst Fahrrad | www-pd-f.de