Veröffentlicht inRatgeber

Warum Kelvin Kiptum für immer ein Vorbild sein wird

Nicht nur in Sachen Sport und Leistung war der Kenianer ein Vorbild.

© Getty Images

Der frühe Tod von Marathon-Champion Kelvin Kiptum hat unseren Kolumnisten sehr bewegt. Mit nur 24 Jahren schied der Kenianer aus dem Leben, und war nicht nur in Sachen Sport und Leistung ein Vorbild. 

Als die Nachricht am Montag die Runde machte, dass Kelvin Kiptum bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, hat mich das als leidenschaftlichen Läufer hart getroffen. So wie die gesamte Läufer-Community auf der ganzen Welt. Kiptum wurde gerade einmal 24 Jahre alt. Was ihn so besonders machte war, dass er erst recht spät mit dem Profi-Sport startete. Während sein größtes Vorbild, der kenianische Superstar Eluid Kipchoge, unter Laborbedingungen den Marathon als erster Mensch unter zwei Stunden lief und diese Zeit offiziell deshalb nicht anerkannt wurde, zerbröselte Kiptum alle bisherigen Bestzeiten. Beim Chicago Marathon 2023 schaffte er unter normalen Bedingungen Fakten. Er kam mit 2:00:35 Stunden ins Ziel, Weltrekord! Um ihn wurde kein Marketing-Hype veranstaltet, augenscheinlich lies er sich auch ungerne vor einen Karren spannen, den er mit sich selbst nicht vereinbaren konnte. Als Profi-Sportler in diesen Tagen Haltung zu zeigen, ist sicher nicht einfach. Dafür braucht es Mut, den hatte Kelvin Kiptum ganz ohne Zweifel, denn er vergaß niemals seine Wurzeln, die eines kenianischen Vieh-Hirten. 

Kelvin Kiptum rennt über die Ziellinie.
Kelvin Kiptum rennt in London über die Ziellinie. © Getty Images

Vom Hirten zum Superläufer – Zeit für sich

„I was a herdsman yes, for many years. It was my life, as it was for a lot of others. But I had to find time for my running.”, ist der Satz, der mich sehr beeindruckt hat. Wie viele andere Läufer in Kenia, so sagte er, hat er als Hirte gearbeitet. Aber er musste und er wollte Zeit zum Laufen finden. In vielen Interviews berichtete er davon, dass ihm das Laufen die innere Balance gab. Die Wahrheit ist auch, dass er sich durch das Laufen ein besseres Leben versprach, ebenfalls wie viele andere Kenianer. Das Land ist voller Talente, leider werden diese auch schnell durch selbst ernannte Manager ausgebeutet. Diese Läufer laufen nicht nur für sich selbst, sie versorgen ihre ganze Familie mit den Preisgeldern. Jeder trägt eine nicht unwesentliche Verantwortung. Bei Kelvin Kiptum kam darüber hinaus ein wichtiger Punkt hinzu: Das Laufen tat ihm gut. Er wollte sich die Zeit für sich nehmen. Zeit, die nur ihm gehörte. Und er tat dies mit aller Konsequenz. Strebsam, achtsam, und ein wenig bedingungslos. Sein größter Konkurrent war der Mann, der bis dahin lief wie von einem anderen Stern: Eluid Kipchoge. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er diesen zwar respektierte, mehr aber auch nicht. 

Eine Inspiration

Was aber machte diesen Menschen so wertvoll? Wer läuft, der mag Ziele. Wer Marathon läuft, liebt den Schmerz, die Challenge mit sich selbst und mit anderen. Das Leben ist in Wahrheit auch an der ein oder anderen Stelle ein Wettkampf, und der Marathon ist ein guter Lehrer, Wettkämpfe gut zu bestehen, und eventuell zu gewinnen. Dafür stand Kiptum. Er hat jedoch – so sehe ich das – noch weitaus mehr gezeigt und gelebt: Er hat alleine mit diesem einen Satz klargemacht wie wichtig es ist, sich Zeit im Alltag für Bewegung zu nehmen, für das Laufen. Jeder von uns hat seine Aufgaben. Beruf, Familie, Freunde, Verantwortung für andere und für sich, die Zeit ist knapp. Wahrscheinlich ist der Job als Hirte in Kenia nicht einfach, dennoch hat der Weltchampion viel Energie und Kraft aufbringen müssen, neben diesem Beruf noch zum Profi werden zu können. Was für ein Weg ist dieser Mann wohl gegangen. Wie viele Kilometer hat er zurückgelegt? Welche Opfer musste sein Umfeld erbringen, damit er sich die Zeit nehmen konnte!? Auch ich habe mich diese Woche dabei ertappt zu sagen, dass ich keine Zeit zum Laufen habe. Ehrlich? Dieser Satz ist mir heute fast peinlich. Kiptums Zitat hängt über meinem Schreibtisch, ich hätte einfach nur einmal mehr draufschauen müssen. 

Nehmen wir uns doch die Zeit

Wir alle kennen die Ausreden, und schon während wir sie aussprechen wissen wir, dass es auch anders gehen kann. Den inneren Schweinehund ab und an überwinden zu müssen, das ist zutiefst menschlich. Wer aber gesund und aktiv werden oder bleiben will, wer seine Ziele erreichen möchte, der muss ganz einfach handeln. In jedem Leben gibt es diese drei Stunden in der Woche, um jeweils eine Stunde laufen zu gehen. In einem gesunden Umfeld wird man entsprechend unterstützt. Wir müssen uns nur einfach ehrlich machen. All das wird Kelvin Kiptum nicht wieder lebendig machen. Aber eines ist für mich klar: Ich werde sein Zitat wieder öfter lesen. Und danach handeln. Machen Sie mit?  


Jetzt kostenlos zum IMTEST-Newsletter anmelden!

Unsere besten News, Ratgeber und Kaufberatungen der Woche für Sie per Mail und kostenlos.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

*Pflichtfeld. Eine Abmeldung ist jederzeit über einen Link im Newsletter möglich.