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Wohnwagen oder Wohnmobil? Die Vor- und Nachteile beider Konzepte

Wohnwagen oder Wohnmobil? Es gibt für beide Konzepte Vor- und Nachteile.

Ein Wohnmobil und ein Wohnwagen auf einem zweigeteiltem Bild.
© Matthew Lejune, Vidan Nordli Mathisen / Unsplash

Camping liegt schwer im Trend, die Nachfrage nach Wohnwagen und Wohnmobilen steigt von Jahr zu Jahr. Gerade Camping-Neulinge fragen sich im Vorfeld ihrer Kaufentscheidung oft, welches der beiden Konzepte für ihre Urlaubsansprüche besser geeignet ist. Caravan oder Camper? IMTEST liefert die Fakten und klärt auf.

Rund 100.000 Camping-Gefährte werden pro Jahr in Deutschland gekauft. Drei Viertel davon sind Wohnmobile, ein Viertel Wohnwagen. Die Beweggründe für die jeweilige Entscheidung nennt die Statistik nicht. Das Rentnerehepaar, das jedes Jahr monatelang auf Achse ist und häufig den Standort wechselt, hat andere Ansprüche an sein Camping-Fahrzeug als die fünfköpfige Familie, die ihren Jahresurlaub vier Wochen lang auf einem einzigen Campingplatz verbringt, oder die Surfer-Jungs, die jeden Freitagabend mit ihren Campingbussen ins Wochenende starten.

Viele Camper wollen um keinen Preis der Welt mit einem Anhänger hinter ihrem Auto fahren, obwohl für sie objektiv gesehen der Wohnwagen die bessere Wahl wäre. Alles eine Frage der Einstellung, der Urlaubsgewohnheiten, der verfügbaren Zeit. Und natürlich des Preises.

Ein Wohnwagen auf einer Wiese
Wohnwagen oder Wohnmobil? Beides hat seine Vor- und Nachteile. © Getty Images

Preisfrage: Sind Wohnwagen viel günstiger?

Ob neu oder gebraucht spielt keine Rolle: Wohnwagen sind bei vergleichbarer Wohnfläche erheblich günstiger in der Anschaffung als Wohnmobile. Logisch, ein Anhänger hat ja auch keinen Motor, kein Getriebe und all die anderen teuren Bauteile, die ein Fahrzeug zur selbständigen Fortbewegung braucht. Neben dem Kaufpreis gilt das auch für die Unterhaltskosten: Wohnwagen kosten weniger Kfz-Steuer, weniger Versicherungsprämie, sie brauchen keinen Ölwechsel und keine teuren Inspektionen in der Werkstatt. 

Die Faustregel im Preisvergleich zwischen Caravan und Camper lautet: Das Wohnmobil ist doppelt bis dreimal so teuer wie ein Wohnwagen mit gleicher Wohnfläche. Beispiel: Ein Wohnwagen mit 7 Metern Gesamtlänge kostet rund 25.000 Euro, ein Wohnmobil mit einer Gesamtlänge von 7 Metern nicht weniger als 60.000 Euro. Die zur Verfügung stehende Wohnfläche ist in beiden Fällen etwa gleich, sofern man die Drehsitze im Wohnmobil-Cockpit einbezieht. 



Etwas anders sieht die Rechnung bei Campingbussen aus, die auch als Alltagsauto dienen. Wer mit dem knappen Platz in der VW-Bus-Klasse klar kommt, braucht nicht extra einen Wohnwagen für Urlaubsreisen anzuschaffen. Dennoch verliert auch hier das Wohnmobil den Kostenvergleich. Ein Beispiel: Für die 75.000 Euro, die ein VW California Ocean kostet, bekommt man, um bei der Marke zu bleiben, auch einen gut ausgestatteten VW Tiguan für 40.000 Euro als Alltagsauto, dazu einen kompakten Wohnwagen für 20.000 Euro – bleiben 15.000 Euro in der Urlaubskasse. 

Einsatz jedes Wochenende oder nur einmal im Jahr?

Die Familie mit Kindern, die ihre Sommerferien auf einem einzigen Campingplatz verbringt und das restliche Jahr keinen Campingurlaub mehr macht, braucht kein Wohnmobil. Das wäre rausgeworfenes Geld. Hier ist der Wohnwagen die bessere Lösung. Wer hingegen häufig den Standort wechselt und alle paar Tage ein neues Reiseziel ansteuert, reist mit dem Wohnmobil bequemer. 

Wohnwagen sind umständlicher in der Handhabung. Das Einparken und Manövrieren auf dem Campingplatz, das Ein- und Ausfahren der Stützen, das An- und Abkuppeln des Caravans am Zugfahrzeug kosten Zeit und Nerven. Je größer der Wohnwagen, desto mühsamer gestaltet sich die Prozedur. Mit dem Wohnmobil hingegen fährt man auf den Stellplatz, schaltet den Motor ab, betätigt die Handbremse – und legt sich ins gemachte Bett. Für alles andere bleibt auch am nächsten Tag noch Zeit, sofern man länger bleibt. Oder es geht morgens gleich wieder weiter auf die Reise. 



Ist der Wohnwagen erst einmal aufgestellt, bietet er gegenüber dem Wohnmobil einen klaren Vorteil: Wer vom Campingplatz aus gerne Tagesausflüge unternimmt, kann als Caravaner auf seinen Pkw zugreifen und einfach losfahren. Der Wohnwagen bleibt auf dem Campingplatz stehen. Wohnmobilisten müssen erst einmal das Geschirr in den Schrank räumen, die Markise einrollen, das Stromkabel abziehen – und sind danach mit einem wesentlich unhandlicheren Gefährt zum Tagesausflug unterwegs. Alternativ müssen sie auf fremde Verkehrsmittel oder mitgebrachte Zweiräder zurückgreifen. 

Ein Zelt neben einem Wohnwagen auf einer Wiese
Der Wohnwagen bleibt auf dem Campingplatz, das Zugfahrzeug steht für Ausflüge zur Verfügung. © Getty Images

Park & Ride: Wohnmobile im Vorteil

Wer mit dem Wohnmobil reist, braucht nicht unbedingt einen Campingplatz zum Übernachten. Die Stromversorgung an Bord und der Kühlschrank funktionieren dank der Zweitbatterie auch ohne den 220-Volt-Anschluss, auf den die meisten Wohnwagen angewiesen sind. Deshalb stehen Wohnmobil-Reisenden wesentlich mehr Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung als Wohnwagen-Campern. Neben den eher ungemütlichen Autobahnparkplätzen und den Autohöfen neben der Autobahn sind das vor allem die sogenannten Wohnmobil-Stellplätze, die sich europaweit etabliert haben. 

Dabei handelt es sich um große Parkplätze, oft recht idyllisch gelegen, die Wohnmobilen vorbehalten sind. Dort gibt es keine sanitären Anlagen, bestenfalls einmal eine Dixi-Toilette. Die Übernachtung kostet entweder gar nichts oder nur ein paar wenige Euro. Wohnwagen sind nur auf sehr wenigen dieser Plätze zugelassen, meistens würde ein Gespann dort auch gar keinen Platz finden. 



Aber auch abseits jeglicher offiziellen Stell- oder Campingplätze kann man mit dem Wohnmobil jederzeit einen Übernachtungsstopp einlegen – oder mal eben ein Mittagsschläfchen halten. Auf öffentlichem Grund ist das in Deutschland erlaubt, sofern es, so der Gesetzestext, “der Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit” dient. In den einzelnen europäischen Ländern gelten unterschiedliche Regelungen, hier sollten sich Wohnmobil-Reisende vorab informieren

Menschen spielen neben einen Wohnmobil mit einem Ball
Idyllisch übernachten abseits von Campingplätzen. Das geht nur mit dem Wohnmobil. © RV Togo/Unsplash