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Kochboxen im Test: Wer schlägt Hello Fresh?

IMTEST hat Kochboxen von fünf Anbietern gegen einander antreten lassen.

Burger auf einem Teller neben einem Rezept.
© HelloFresh

Die besten Kochboxen // IMTEST

Bio, lecker, günstig: Welche Kochbox lohnt sich wirklich und worauf sollten Kunden achten? IMTEST nimmt fünf Anbieter unter die Lupe.

Komplette Mahlzeiten, geliefert in kulinarischer Perfektion, portioniert und individuell angepasst im Baukastenset – das versprechen Kochbox-Anbieter wie Hello Fresh, Wyldr, Marely Spoon, Tischline und Dinnerly. Wer seine Versprechen einhält, ob und welche Schwächen die Dienste haben, hat IMTEST in einem Vergleichstest herausgefunden.



Ding, dong: Die Kochbox kommt

Es klingelt, der Lieferant steht vor der Tür. Das Paket in seinen Händen hat etwa die Größe von zwei bis drei Schuhkartons. Darin befinden sich unter anderem Zwiebeln, eine kleine Zucchini, ein plastikumwickelter Salat, zwei Dosen mit Bohnen, eine Chilischote sowie Papiertüten mit Pilzen, Reis und einer Auswahl Soßen verpackt wie Ketchuptütchen. Außerdem dabei: Eine gut gefüllte Kühltüte, die sich zwar nach Plastik anfühlt, deren Aufdruck aber verrät, dass sie in die Papiertonne gehört. Die Zutaten reichen für drei Gerichte, die jeweils zwei Personen satt machen sollen. Beim Kochbox-Anbieter Tischline ist das das Minimum für eine Bestellung, ebenso bei Dinnerly. Bei Hello Fresh, Marley Spoon und Wyldr beträgt eine Mindestbestellung dagegen zwei Menüs mit je zwei Portionen.

Eine Kochbox bestellen: So geht´s

Der Bestellvorgang ist im Wesentlichen bei allen Anbietern gleich. Bis zu einer Deadline von bis zu sechs Tagen im Voraus (Dinnerly und Marley Spoon) müssen Kundinnen und Kunden ihre Kochbox online oder per App auswählen und bestellen. Hello Fresh und Tischline bieten hier mit vier Tagen eine vergleichsweise späte Frist an. Wyldr kann das mitunter noch toppen. Die Bestellung muss jeweils bis Sonntag Abend abgegeben sein. Bei einer Lieferung am Mittwoch ergibt sich hier eine Spanne von nur drei Tagen.

Gemüse, Sellerie und Aubergine liegen zusammen mit Pilzen und Soßengläschen auf einem Tisch
Bio-Anbieter Wydr vermeidet Plastik wo es nur geht. Zudem setzt der Anbieter auf Gläschen anstelle von Konservendosen.
Gemüse, Beutel mit Reis, Fladenbrot und eine Kühltasche liegen ausgebreitet nebeneinander
Dinnerly setzt zwar bei der Kühltasche auf Papier. Der Reis kommt trotzdem in Plastikbeutelchen.

Bestellungen oft nur mit Abo

Hinsichtlich der technischen Details punktet Tischline enorm mit der Tatsache, das allein dieser Hersteller Einzelbestellungen anbietet. Bei allen anderen getesteten Boxen sind nur Abonnements möglich. Diese können zwar bis zu sechs Wochen im voraus pausiert oder für einzelnen Lieferungen ausgesetzt werden. Auch eine Kündigung ist jederzeit möglich. Nichtsdestotrotz fehlt hier die Möglichkeit, einzelne Boxen zu kaufen. Stattdessen gibt es jede Woche eine Box im Wert von mindestens 34 Euro, auf Wunsch auch alle zwei Wochen. Allerdings erinnern die Anbieter per Mail oder Push-up-Benachrichtigung im Vorfeld daran, die Bestellung anzupassen.

Screenshot der Menüauswahl bei Tischline.
Nur Tischline bietet einzelne Kochboxen ohne Abo an. © Tischline

Bestellungen für bis zu 700 Personen bei Wyldr

Die Auswahl als solche erfolgt je nach Anbieter in unterschiedlich vielen Schritten. Hello Fresh, Dinnerly und Marley Spoon bieten dazu eine App an. Bei Wyldr und Tischline gibt es dagegen nur eine Website. Identisch sind dagegen überall die Abfragen nach Anzahl der Gerichte und Anzahl der Portionen pro Menü. In der Regel beträgt der Mindestbestllumfang zwei zu zwei. Eine Ausnahme machen Tischline und Dinnerly mit drei Gerichten für mindestens zwei Personen. Hinsichtlich des Bestellmaximums sprengt Wlydr die Skala mit bis zu sieben Gerichten für je bis zu 100 Personen laut Website. In dieser Größenordnung selbst zu kochen, dürfte allerdings äußerst sportlich werden.

Screenshots Auswahlprozess Marley Spoon
Wie alle getesteten Anbieter fragt Marley Spoon nach der gewünschten Anzahl an Gerichten und Portionen.
Screenshots Auswahlprozess Marley Spoon
Angenehm präzise ist bei diesem Anbieter vor allem die Einordnung der Essensvorlieben per Skala.
Screenshots Auswahlprozess Marley Spoon
Anschließend möchte die App unter anderem wissen, was Nutzende besonders gern mögen, was sie nicht mögen und wogegen sie Allergien haben.
Screenshots Auswahlprozess Marley Spoon
Zu guter Letzt macht Marley Spoon (ebenso wie Dinnerly) noch einige Gerichtvorschläge, die Nutzende berwerten können.

Genau lesen bei der Menüauswahl

Bei der Menüauswahl gibt es bei allen Anbieter Optionen in vegetarisch, vegan und mit Fleisch an. Allein Wyldr bietet statt konventionellem Fleisch nur Fisch. Zusätzlich zu den drei Grundrichtungen fragen bis auf Tischline alle Anbieter noch weitere Punkte ab, wie etwa die gewünschte Kochdauer, Lebensmittel die bitte vermieden werden sollen und Ziele, die mit der Kochbox verfolgt werden, beispielsweise Geld sparen, umweltfreundlich essen, kalorienarme Ernährung, mehr Proteine, und vieles mehr.

Besonders präzise und angenehm gestaltet sich diese Auswahl bei Marley Spoon und Dinnerly, die beide zum selben Mutterkonzern gehören. Hier gibt es Skalen, auf denen Nutzende angeben können, ob sie schnell oder entspannt kochen möchten, ob sie traditionelles oder ausgefallenes, deftiges oder leichtes, mildes oder scharfes Essen bevorzugen. Sehr kritisch ist allerdings, dass die Menüvorschläge die jeweilige Auswahl mitunter nicht vollständig berücksichtigt, wobei selbst grundlegende Angaben außer Acht gelassen werden. Beispielsweise fand IMTEST trotz der Vorauswahl “vegan” Varianten mit Fleisch und Milchprodukten unter den angebotenen Gerichten. Hier heißt es: Genau lesen. Ganz oben in der Menüanzeige ist jeweils zu sehen, welchen der angegebenen Kriterien ein Menü entspricht. Mehrfachauswahl ist zwar vorab möglich, wird aber nicht immer berücksichtigt.

Screenshot der Marley Spoon Auswahl
Trotz der Angabe “vegan” fand IMTEST stichprobenartig auch vegetarische und Fleischgerichte unter den Vorschlägen. © Marley Spoon

Wyldr bietet dagegen direkt nur an, was das Angebot auch halten kann. So ist es bei Essensvorlieben nur möglich, drei von 14 Lebensmittel auszuwählen, bei Allergien lässt sich (leider) nur eine von zehn anklicken, bei der Abfrage “Mag ich nicht” stehen dagegen bis zu zwölf von zwölf Speisen für die Abwahl zur Verfügung. Auch Marley Spoon, Dinnerly und Tischline erlauben die Abwahl einzelner Zutaten. Bei Letzterem kostet das allerdings zwei Euro extra.

Von extra Portionen über Dessert bis Wocheneinkauf: Das gibt es dazu

Ebenfalls extra kosten die Zusätze, die fast alle Hersteller zu ihren Boxen anbieten – mit stark variierenden Optionen. Hello Fresh setzt hier vor allem auf Vorspeisen und zusätzliche Beilagen und extra Fleisch. Ein klarer Pluspunkt aus Sicht all derer, die von einer Standardportion nach den Maßstäben des Unternehmens nicht satt werden.

Eine Anmerkung hierzu: IMTEST hat die Größe der Portionen nicht in die Bewertung mit einbezogen, da die Wahrnehmung hier je nach Person sehr unterschiedlich sein kann. Auch die geschmackliche Bewertung der Probandinnen und Probanden wurde zwar notiert, fand aber aus demselben Grund keinen Eingang in die Berechnung der Testnoten.

Auch Dinnerly und Marley Spoon bieten zusätzliche Lebensmittel an. Hier entsteht allerdings der Eindruck, dass sich das Angebot nicht nach den ausgewählten Menüs richtet, sondern obligatorisch ist. Veganes Hack steht hier ebenso zur Verfügung wie Croissants oder als Nachtisch eine fertige Panettone.

Screenshot Webite Wydr
Wydr bietet immer die Möglichkeit, nicht mitgelieferte Lebensmittel-“Basics” direkt zur Bestellung hinzuzufügen. © Wydr

Desserts sowie Wein lassen sich auf bei Tischline ergänzend bestellen. Dahingegen verfolgt Wyldr einen deutlich praktischeren Ansatz. Alle Anbieter setzen einige Grundnahrungsmittel wie Öl, Salz und Zucker voraus, die die meisten wahrscheinlich bereits in der eigenen Küche stehen haben. Allein Wyldr bietet aber die Option, diese Grundnahrungsmittel in die Bestellung zu integrieren und sich so gegebenenfalls einen Gang zum Supermarkt zu sparen. Allerdings sind die Grundlagen hier auch entsprechend anspruchsvoller. Sie reichen von Salz und Zucker bis hin zu Erdnussöl und Tahin (Sesammus).



Details oft erst nach Abo-Abschluss ersichtlich

Kritisch bei der Menüauswahl: Hello Fresh, Dinnerly und Marley Spoon gewähren erst nach Abschluss des Abos Einblick in die konkrete Menüauswahl. Inspirationen gibt es zwar auch auf der jeweiligen Website. Konkrete Angebote inklusive Rezept lassen sich aber erst nach dem Kauf sehen. Einerseits ist dieses Vorgehen zwar verständlich – Anbieter wollen verhindern, dass Neugierige einfach die Rezepte nachkochen, ohne die zugehörige Box zu bestellen. Andererseits aber ist es gerade für wenig erfahrene Köchinnen und Köche schwierig, den Aufwand eines Menüs ohne Anleitung abzuschätzen. Sie kaufen dann auf gut Glück.

Wie hat denn nun eigentlich das Kochen mit den Boxen funktioniert? IMTEST verrät es auf der nächsten Seite.