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Schwinn 590E im Test: Neuer kompakter Crosstrainer

Wie gut sich mit dem neuen Schwinn 590E trainieren lässt, hat IMTEST getestet.

Schwinn 590E beim Training
© Schwinn

Laut Schwinn ist das Training zu Hause weiterhin auf dem Vormarsch. In einer Umfrage, die von YouGov Plc im Auftrag von Hersteller Nautilus durchgeführt wurde, gaben mehr als 80 Prozent der befragten Sportler an, dass sie dies in der einen oder anderen Form zu Hause tun. Weitere 44 Prozent meinten, dass das Training zu Hause mit einer größeren Auswahl an Geräten besser wäre. Das Design des neuen Schwinn Ellipsentrainers 590E, dem neuen Spitzenmodell der Marke, soll entsprechend den Kundenwünschen in Bezug auf Größe, Komfort, Kontrolle und Trainingsmöglichkeiten bei einem Crosstrainer dieser Art gerecht werden. Wie gut sich auf dem neuen Schwinn 590E tatsächlich trainieren lässt, hat IMTEST getestet.

Schwinn 590E
Für einen Crosstrainer ist der Schwinn 590E kompakt. Trotzdem ist ein fester Stellplatz erforderlich. © Schwinn

Die Vorteile eines Crosstrainers

Crosstrainer wie der Schwinn 590E Elliptical eignen sich für Heimtraining aus verschiedenen Gründen besonders gut.

  • Ganzkörpertraining: Mit einem Crosstrainer lässt sich gleichzeitig die Ausdauer als auch ein Großteil der Muskulatur trainieren. Durch die seitlichen Stangen werden neben der Beinmuskulatur auch die Armmuskeln gestärkt.
  • Gelenkschonend: Der elliptische Bewegungsablauf eines Crosstrainern ermöglicht es sanft und gelenkschonend zu trainieren. Daher ist das Fitnessgerät auch für übergewichtige Menschen empfehlenswert.
  • Für nahezu jede Altersgruppe geeignet: Die Vorteile des elliptischen Bewegungsablaufs machen den Crosstrainer altersunabhängig.

Kurzum: Das Training auf einem Crosstrainer hat viele Vorteile und nur wenige Nachteile. Es ist sehr effektiv für den ganzen Körper und das Herz-Kreislauf-System.

Crosstrainer oder Ellipsentrainer?

Beim Schwinn 590E handelt es sich um einen sogenannten Ellipsentrainer. Im Vergleich zu einem typischen Crosstrainer befindet sich das Schwungrad vorne, was zu einem flacheren Bewegungsablauf in den Beinen führt, der eher dem Nordic-Walking ähnelt. Crosstrainer sind dagegen heckgetrieben, was in der Regel zu einer kürzeren Schrittlänge und einer Beinbewegung führt, die eher dem Joggen entspricht. Anders ausgedrückt: Die Beinbewegung auf einem Ellipsentrainer ist fließender, während man sich auf einem Crosstrainer stärker hoch und runter bewegt. Aufgrund der Position des Schwungrades und des Bewegungsablaufs üben Crosstrainer oft mehr Druck auf die Knie und die Hüfte aus. Aus diesem Grund gelten Ellipsentrainer als gelenkschonender.



Schwinn 590E im Detail

Laut Schwinn ist der 590E der kompakteste Ellipsentrainer mit Frontantrieb, der derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Er ist um mehr als 30 Zentimeter kleiner als das Schwestermodell, der Schwinn Trainer 570E Elliptical, und nimmt daher weniger Platz in Anspruch. Ergonomische Verbesserungen sollen zudem für eine bequemere Fuß- und Handpositionierung sorgen. Neue Bedienelemente ermöglichen es darüber hinaus, sein Training mit den Fingerspitzen zu steuern, einschließlich der Steigungseinstellung von minus 5 bis plus 15 Prozent. 

Tasten am Griff
Praktisch: Wie bei modernen Studiogeräten lassen sich Widerstand und Steigung mit Tasten am Griff justieren. © IMTEST

Nicht zuletzt lässt sich der Schwinn 590E mit der Fitness-App JRNY koppeln, die dem Benutzer zusätzliche Trainingsmöglichkeiten bietet. Der Schwinn 590 E Elliptical Trainer war zum Testzeitpunkt sowie bei ausgewählten Einzelhändlern, wie Sport Tiedje, Decathlon und Cardiofitness, erhältlich, in Kürze soll er auch bei Amazon erscheinen. Die UVP liegt bei 1.799 UVP Euro.

Schwinn 590E: Aufbau und Verarbeitung

Der Schwinn 590E kommt in einem kapitalen Paket ins Haus. Kein Wunder, denn das fertige Gerät wiegt stolze 96 Kilogramm und misst 148 x 86 x 173 Zentimeter. Schwinn empfiehlt einen Freiraum von 2,1 × 1,5 Meter (und ausreichend Höhe). Für den Aufbau sind zwei Personen erforderlich. Der Zusammenbau dauerte im Test rund zwei Stunden und verlief dank verständlicher Anleitung, mitgeliefertem Werkzeug und entsprechendem YouTube-Video ohne nennenswerte Komplikationen. Lediglich ein Teil ließ sich aufgrund einer unsauberen Bohrung nur mit Mühe montieren.

Der montierte Crosstrainer wirkt rundum solide und sauber verarbeitet. Der gute Eindruck setzt sich auch beim Training fort. Das Magnetbremssystem sorgt für einen gleichmäßigen Trainingswiderstand, der elektronisch in 25 Stufen fein variiert werden kann. Obwohl die Schwungmasse bei diesem Modell mit 4,5 Kilogramm relativ leicht ist, fühlt sich der Bewegungsablauf rund und flüssig an.

Angenehmes Trainingsgefühl

Zum guten Gefühl trägt dabei der geringe Fußabstand von 7,5 Zentimetern bei. Dazu muss man wissen: Der Fußabstand, auch Pedalabstand oder Q-Faktor genannt, spielt eine wichtige Rolle bei der Ergonomie von Crosstrainern. Für ein gesundes Training sollten die Füße maximal etwa hüftbreit auseinander stehen. Dies ist wichtig, um Verletzungen vorzubeugen. Im Vergleich zu hochpreisigen Fitnessstudiogeräten erzeugt der Schwinn 590E allerdings mehr Geräusche. Denn die Fußplatten schweben nicht frei, sondern laufen auf Rollen. Unterm Strich ist die Geräuschkulisse aber weder besonders laut noch störend.

Fußabstand
Der geringe Fußabstand von 7,5 Zentimetern trägt zum gutem Komfort maßgeblich bei. © IMTEST

Fünf Schnellwahltasten ermöglichen eine direkte Intensitätsanpassung in Sekundenschnelle, was besonders beim HIIT-Training von Vorteil ist. Die Steigungsmechanik wird ebenfalls elektronisch gesteuert. Auch hier sorgen 5 Schnelltasten für eine blitzschnelle Anpassung auf Knopfdruck. Dazu kommen die praktischen Tasten direkt am Griff, über die sich ebenfalls Widerstand (rechts) und Steigung (links) steuern lassen.

Schwinn 590E: Bedienung und Funktionen

Ein etwas altmodisch anmutendes, aber gut ablesbares 7-Zoll-LCD-Display mit Hintergrundbeleuchtung hält einen über die Trainingsfortschritte auf dem Laufenden. Es zeigt Werte wie Trainingsdauer, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch, Distanz, Widerstand und Herzfrequenz an. Letztere allerdings nur in Kombination mit einem per Bluetooth verbundenen Brustgurt (nicht im Lieferumfang enthalten). Zum anderen können über die Konsole Trainingseinheiten gestartet werden. Ergänzt wird das runde Erlebnis durch praktische Funktionen wie eine Tablet-Halterung, einen Getränkehalter und einen USB-A-Anschluss zum Laden von Smartphones und Tablets. Der USB-Anschluss liefert ausreichend Leistung, um zum Beispiel ein iPad Pro zu laden.

Schwinn 590E Konsole
Über die Konsole des Schwinn 590E lassen sich sich unter anderem die integrierten Programme auswählen. © IMTEST

Apropos Kalorienanzeige: Die zeigte im Test oft fragwürdige, möglicherweise zu niedrige Werte an. Nach einem moderaten Training von 28 Minuten errechnete der Crosstrainer beispielsweise einen Verbrauch von nur 99 Kilokalorien. Gleichzeitig getragene Smartwatches wie die Polar Vantage V3 oder die Garmin Epix Pro zeigten für die gleiche Einheit hingegen um die 300 Kilokalorien an. Ein Verbrauch von 300 bis 600 Kilokalorien pro Stunde auf einem Crosstrainer gilt übrigens als realistisch.

Programme und App

Der Schwinn 590E ist für verschiedene Trainings geeignet, beispielsweise „High Intensity Interval Training“ (HIIT), Cardio, Ausdauer oder Kraft.  Dazu bietet der Crosstrainer insgesamt 13 Trainingsprogramme (plus 5 Gratis-Trainings in der JRNY-App). Der Haken: Die Programme lassen sich nicht individuell anpassen, etwa in der Länge, wie man es beispielsweise von Geräten aus dem Fitnessstudio kennt. Wer also beispielsweise 45 Minuten oder länger trainieren möchte (das längste Programm dauert 30 Minuten), hat nur drei Möglichkeiten. Entweder zwei Programme hintereinander zu absolvieren, auf die kostenpflichtige JRNY-App zurückzugreifen oder das „Manual“-Programm nutzen. In diesem gilt es aber neben der Länge auch Widerstand und Steigung selbst zu wählen. So bleibt an dieser Stelle der fade Beigeschmack, dass die kleine Auswahl und mangelnde Individualisierbarkeit der Programme dazu dient, Kunden in ein JRNY-Abo (99 Euro pro Jahr oder 11,99 Euro/Monat) zu drängen. Denn in der Trainingsapp gibt es neben vielen Workouts noch einiges mehr zu entdecken.

JRNY-App
In der JRNY-App stehen viel mehr Workouts zur Verfügung – die kostet aber. © IMTEST

JRNY: Inhalte mit Licht und Schatten

Die Inhalte von JRNY lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Adaptive Workouts mit einem virtuellen Trainer, Video-Workouts mit menschlichen Trainern sowie „Explore the world“-Videos, die Fahrten durch attraktive Umgebungen wie Städte, Parks und Landschaften auf der ganzen Welt simulieren sollen. Leider sind nicht alle, sondern nur wenige Trainings, adaptiv, so dass der Schwinn 590E automatisch Widerstand und Steigung justiert. Unabhängig davon gibt es bei den  Trainingskursen Licht und Schatten. Zwar sind die Trainer motivierend und größtenteils sympathisch, aber es gibt keine Inhalte in deutscher Sprache (auch die Menüs sind in Englisch). Wer kein gutes bis sehr gutes Englisch spricht, wird nicht allen Anweisungen folgen können. Außerdem bietet die Plattform keine Live-Kurse an, in denen sich die Sportler mit Freunden oder anderen Teilnehmern messen können.

Explore the World
Die „Explore the world“-Videos klingen interessant, entpuppen sich aber mitunter als etwas eintönig. © IMTEST

Schwierig wird es, wenn man z.B. ein adaptives Training starten und gleichzeitig einen Film oder eine Serie streamen möchte. Da die JRNY-App auf dem Tablet (anders als beispielsweise JRNY auf Geräten wie dem Bowflex Velocore) nicht die Möglichkeit bietet, ausgewählte Apps wie Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ gleichzeitig anzuzeigen, muss man mehrere Geräte mitbringen: Zum Beispiel ein Smartphone für JRNY und ein Tablet für Netflix. Leider gibt es keine zwei Halterungen. In diesem Zusammenhang tauchte ein weiteres Problem auf. Im Test kam es immer wieder zu Verbindungsproblemen, wenn mehrere Bluetooth-Geräte in der Nähe des 590E zum Einsatz kamen. Wurde beispielsweise Netflix auf einem iPad Pro samt gekoppelten Bluetooth-Kopfhörern gestreamt, während JRNY gleichzeitig den Crosstrainer auf dem Smartphone steuerte, brach die Verbindung immer wieder ab (“Bluetooth Connection Lost”) und die Trainingsdaten gingen verloren. Das Phänomen trat sowohl mit einem iPhone 15 Pro als auch mit einem Pixel 5 regelmäßig auf.

Schwinn 590E: Kaum smart

Der Schwinn 590E ist zwar mit Bluetooth ausgestattet, allerdings nur für die Verbindung von Smartphones, Tablets (für JRNY und Zwift) und Pulsgurten. Mit Smartwatches wie der Apple Watch Ultra oder der Garmin Epix lässt sich der Crosstrainer nicht koppeln. Zumindest nicht so, dass der Schwinn 590E Daten wie Geschwindigkeit, Distanz oder Leistung an die Smartwatch sendet. Immerhin lassen sich Smartwatches, die die Herzfrequenz per Bluetooth an Geräte senden können, als Pulsmesser nutzen.

Fazit

Viel Licht aber auch ein wenig Schatten beim Schwinn 590E Elliptical. Pluspunkte sammelt der Crosstrainer für das sehr gute „Laufgefühl“, die Verarbeitung und die relativ kompakten Maße. Noch besser wäre das Gerät allerdings mit einer höheren Smartwatch-Kompatibilität und vor allem individualisierbaren Trainingsprogrammen. So bleibt der Eindruck, dass Schwinn die Nutzung des Gerätes künstlich einschränken und den Käufer in ein teures App-Abo zwingen will.

  • PRO
    • Solide Verarbeitung, rundes Laufgefühl, einfache Bedienung
  • KONTRA
    • Fragwürdige Kalorienangaben, Trainingsprogramme auf dem Gerät nicht in der Länge anpassbar

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3