Volkswagen ist auf dem Gebiet ausgebauter Nutzfahrzeuge ein Veteran. Der „California“ steht seit Ende der 80er-Jahre synonym für den klassischen VW-Bus mit Aufstelldach, der von Westfalia bereits seit den 60er-Jahren gefertigt wurde. Unzählige Surfer, Paare und Familien haben ihren Urlaub in einem solchen Camper Van verbracht. Doch erst 2019 kam auch eine große Variante des California auf Crafter-Basis auf den Markt. Der „Grand California 600“ ist die VW-Antwort auf den Kastenwagen-Boom der letzten Jahre. Wie gut der große „California“ sich beim Test auf dem Campingplatz und beim Fahren macht, verrät IMTEST.

Produktdetails
- Basis-Fahrzeug: VW Crafter
- Leistung: 130 kW (177 PS)
- Sitz- und Schlafplätze: 4 / 4
- Preis Testfahrzeug: 100.721 Euro
Fazit
Der Grand California 600 ist ein schickes, hochwertiges und mit coolen Details gespicktes Fahrzeug – das nur bei den Stauraum-Basics Schwächen zeigt.
Imtest Ergebnis:
gut 2,1
Volkswagen Grand California 600: Imposant mit stolzem Erbe
Vor allem von außen ist der Grand California 600 eine imposante Erscheinung. Ein schnittiger GfK-Aufbau erhöht das Dach des schlanken, 5,99 Meter langen Crafters auf 2,97 Meter. Gleichzeitig trägt das Testfahrzeug die Tradition der VW-Busse auf dem Blech: Die Sonderfarben-Doppellackierung „Candy-Weiß / Kirschrot“ (Aufpreis: 3439,10 €) ist auf Scheinwerfer-Höhe horizontal abgesetzt. Das sieht nicht nur toll aus, sondern ist auch eine optische Erinnerung, in welcher Tradition VW den großen California sieht.

Innen hat sich VW für eine blütenweiße Einrichtung entschieden. Die „rollende Zahnarztpraxis“ mutet dabei sehr modern und schick an, versprüht aber mit ihren hellen Verschalungen und großen weißen Flächen im ersten Moment wenig gemütliches Wohnraumflair. Dafür überzeugt die Stehhöhe: Der Innenraum ist 2,20 Meter hoch, was ein beeindruckendes Raumgefühl vermittelt.
Praktisches Hochbett
Damit sich der Volkswagen Grand California 600 auch als Familienmobil bewähren kann, hat VW neben einem bequemen, 1,50 Meter breiten Querbett im Heck, das mit Tellerfedern unter der Matratze aufwartet, eine pfiffige Faltbett-Konstruktion über dem Wohnraum entworfen. Mit wenigen Handgriffen lässt sich auf Kopfhöhe eine Liegefläche aus der Arretierung ziehen, welche die Dinette im vorderen Bereich vollständig überdeckt. Mit bis zu 1,90 Meter mal 1,18 Metern finden im oberen Bereich zwei Kinder spielend Platz. Das Bett lässt sich dank der durchdachten Konstruktion im Handumdrehen zurückschieben – einzig die sperrige Leiter muss im engen Crafter-Ausbau hin und her bugsiert werden.
Weitere Testergebnisse der Camping-Kastenwagen gibt es hier:
- Forster Livin‘ Up V 599 VBL
- Hymer Free 600
- Sunlight Cliff 540 RT Adventeure Edition
- Weinsberg Weinsberg CaraTour 600 ME
Der Crafter als Basis
Das Basisfahrzeug ist für den Grand California Segen und Fluch zugleich. Der Crafter ist ein toller, moderner Lieferwagen, der mit kraftvollen 177 PS, einer Achtgang-Automatik und allen bekannten Assistenz- und Konnektivitätssystem aufwartet. Vom Spurhalte-Assistenten bis zum Abstandshalte-Tempomaten ist alles dabei. Im VW-Naviceiver sind von DAB+ über Navigationssoftware bis Apple Carplay und Android Auto alle relevanten Funktionen vorhanden. Es gibt eine Klimaautomatik und Sitzheizung, dazu ein gutes Lenkrad, bequeme Polster und ordentliche Übersicht.

Das macht den Crafter zu einer starken Basis, die allerdings ein Problem hat: den Platz. Wie Sprinter oder Transit ist auch der VW-Transporter sehr eng geschnitten und hat eine nach oben zusammenlaufende Dachlinie. Das sieht schick aus, sorgt aber vor allem im oberen Bereich für weniger Platz beim Ausbau. Und das fällt, trotz der überwiegend tollen Materialien und der VW-typischen, hochwertigen Verarbeitung im Innenraum auch beim Volkswagen Grand California 600 auf.
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Viel Schrank, wenig Platz
Da ist zunächst der Kühlschrank, der im schmalen Küchenblock als von oben beladbare Schublade konzipiert ist. Das ist platzsparend, allerdings für mehr als ein paar Getränkeflaschen und Kleinkram für die Korb-Schublade denkbar unpraktisch. Ein weiteres Manko ist der Stauraum: Zwar sind im Heck insgesamt neun Schrankfächer verbaut, diese bieten aber kaum Ladetiefe und damit wenig Raum für Kleidung oder Gegenstände. So ist es schon ein Problem, ein 13-Zoll-Notebook sinnvoll zu verstauen. Zudem sind die dünnen Plastikverschlüsse wenig wertig und klemmanfällig.

Platz für Töpfe oder gar einen Omnia-Campingbackofen sucht man vergebens, denn auch im Küchenblock gibt es keine größeren Fächer für wichtige Kochutensilien. Diese müssen also zwangsläufig in der geräumigen Heckgarage verpackt werden. Auch ist der Zugang zur Sonder-Gasflasche nicht ganz einfach, da man das Bett hochklappen muss, um an den Gaskasten im Heck zu kommen. Immerhin: Dank Dieselheizung hält eine Flasche vermutlich die ganze Saison.
Viele Details und Funktionen
Das ist schade, da VW ansonsten auf viele Details geachtet hat. Im Heck befindet sich eine von außen bedienbare Außendusche, die sogar einen eigene Mischarmatur besitzt.

Am Küchenblock ist ein nach außen klappbares Tablett befestigt, an dem sich sogar eine USB-Dose findet. Überall sind Ablagen und Ladedosen integriert – und die herausragende, passive Beleuchtung samt farbig schaltbarem Mood-Light ist im Test unübertroffen. Auch die Nasszelle ist praktisch konzipiert. Zwar wirkt das Klappwaschbecken etwas wackelig, bietet hochgeklappt aber ordentlich Platz im Badezimmer.
