Veröffentlicht inKaufberatung

6 Ferngläser im Test: Der volle Durchblick

Fünf Marken-Geräte treten gegen den Amazon-Beststeller an.

Sechs Ferngläser verschiedener Hersteller auf einem Holztisch.
© IMTEST

Haptik & Ergonomie: Bei Kowa, Kite und Eschenbach

Neben der optischen Qualität, der sich IMTEST im nächsten Test-Abschnitt widmet, ist die Handhabung der Ferngläser in der Praxis von entscheidender Bedeutung. Das Kowa SV II hinterlässt als zweitschwerstes Gerät im Testfeld den wuchtigsten Eindruck. Es fasst sich robust an, ist griffig und liegt gut in der Hand. Der Mitteltrieb – das mit einem Finger bedienbare Schärfe-Einstellrad – ist beim Kowa recht schwergängig, aber wertig. Die Augenmuscheln rasten gut ein und das Knicken der Fernglas-Brücke fühlt sich akkurat und gerade richtig an.

Bild vom Fernglas Kowa SVII 8x32 vor weißem Hintergrund.
Hat das schärfste Bild im Testfeld: Das Kowa SVII 8×32 kostet 279 Euro. © Kowa Optic

Das Kite Ursus kommt in schlichtem Schwarz daher und steht dem Kowa in puncto Haptik kaum nach. Es ist ebenfalls recht groß, die Gummiarmierung aber nicht ganz so griffig. Hervorragend sind dagegen die sehr angenehmen und hochwertigen Augenmuscheln. Zum Knicken der Brücke braucht es etwas viel Kraft, dafür punktet der feingängige Mitteltrieb mit schneller Einstellbarkeit.

Viel kleiner und leichter ist das Gerät von Eschenbach – wer Gewicht oder Platz im Rucksack sparen möchte, freut sich über dessen Kompaktheit. Trotzdem wirkt das Fernglas wertig, die Oberfläche hat Grip. Der Mitteltrieb könnte eine Spur akkurater sein und die Augenmuscheln deutlicher einrasten. Pluspunkte sammelt Eschenbachs sektor D beim sehr angenehmen Knicken der Brücke.



Haptik & Ergonomie: Bei Vortex, Nikon und Adasion

Nur etwas größer ist das Diamondback HD von Vortex. Dessen ansprechendes Äußeres geht mit gutem Grip einher, auch der Mitteltrieb ist so angenehm wie wertig. Die weichen Augenmuscheln erlauben (nicht herausgedreht) ein sehr volles Sichtfeld, dafür gestaltet sich das Knicken des Fernglases spürbar zu schwer.

Den besten Grip aller Modelle im Test bietet die weiche Gummiarmierung des Nikon Prostaff P7, das geht etwas auf Kosten der gefühlten Wertigkeit. Dafür ist der Mitteltrieb präzise und feingängig, auch das Knicken der Brücke ist angenehm. Die Augenmuscheln vom Nikon können besonders weit herausgedreht werden.

Bild vom Fernglas Nikon Prostaff P7 8x30 vor weißem Hintergrund.
Das Nikon Prostaff P7 8×32 ist das preiswerteste Markenglas in diesem Testfeld, es kostet 187 Euro. © Nikon

Das Adasion ist das größte Gerät im Testfeld, kein Wunder bei einem Objektivdurchmesser von 42mm. Dennoch liegt es ordentlich in der Hand, in puncto Oberflächen-Struktur und Handhabung kann es aber nicht mit dem hochwertigen Gefühl der anderen Ferngläser mithalten. Während der recht hohe Kraftaufwand beim Knicken des Fernglases nur leicht negativ auffällt, ist der viel zu schwergängige Mitteltrieb bei der Benutzung ein dauerhafter Malus. Zudem ist das Blickfeld beim Durchschauen deutlich weniger ausgefüllt als bei allen Konkurrenten, das Bild ist also erheblich kleiner.

Die optische Qualität: Bei Kowa, Kite und Eschenbach

Das wichtigste Kaufargument für oder gegen ein Fernglas ist die Qualität der Linsen. Wer bisher mit Opas altem Feldstecher unterwegs war, der wird bei allen fünf Marken-Gläsern im Testfeld über deren Klarheit, Schärfe und Farbwiedergabe staunen. Klar ist aber auch, dass Premium-Modelle von Swarovski, Zeiss oder Leica in puncto Bildqualität nochmal deutlich die Nase vorn haben – dafür kosten sie auch teils weit über 1.000 Euro. Wie fast zu erwarten war, bildet das Adasion bei der Optik das klare Schlusslicht.

Die beste optische Qualität von den sechs Test-Ferngläsern besitzt das Kowa SV II. Die Bildschärfe ist dabei sowohl in der Nähe als auch in der Ferne sehr hoch. Dank der natürlichen Farbwiedergabe, kaum wahrnehmbaren Farbsäumen und hoher Schärfe auch im Randbereich erkennt man – auch bei mäßigen Sichtverhältnissen – noch zielsicher, ob eine weit entfernte Silbermöwe wirklich die charakteristischen rosafarbenen Beinchen hat.

Das Ursus von Kite schneidet in der Kategorie Optik eher schwach ab. In der Nähe ist die Schärfe hoch, doch bei großer Entfernung ist das Bild ein Stück unschärfer als z. B. beim Kowa. Bei schnellen Blickrichtungsänderungen trübt ein leichter Grauschleier die Sicht, zudem ist auch die Schärfe im Randbereich nicht optimal.

Bild vom Fernglas Kite Ursus 8x32 vor weißem Hintergrund.
Das Kite Ursus 8×32 überzeugt mit gutem Design und angenehmer Bedienung, es kostet 260 Euro. © Kite Optics

Nur geringfügig besser schlägt sich in dieser Kategorie das Eschenbach, obwohl es der UVP nach das teuerste Fernglas im Test ist: Hoher Klarheit und Schärfe im Nachbereich steht eine relativ niedrige Schärfe bei weit entfernten Motiven und im Randbereich gegenüber. Farbsäume treten erkennbar auf, sind aber noch nicht sehr störend. Positiv ist die natürliche Farbwiedergabe.

Die optische Qualität: Bei Vortex, Nikon und Adasion

Vortex’ Diamondback HD schneidet hier besser ab: Die Schärfe ist im Nah- und Fernbereich hoch, Farbsäume sind wenig vorhanden, nur an den Rändern fällt die Schärfe sichtbar ab. Zudem wirken die Farben beim Blick durchs Fernglas eine Spur zu satt.

Das Nikon Prostaff P7 liegt bei der optischen Güte auf einem starken zweiten Platz, dabei ist es das günstigste Marken-Modell im Feld. Die Schärfe in der Nähe ist hoch, bei fernen Objekten sogar sehr hoch. Farbsäume sind kaum erkennbar, die Farbwiedergabe ist natürlich, die Schärfe im Randbereich noch zufriedenstellend.

Das Adasion bietet in der Nähe ein noch recht scharfes und in der Ferne etwas unscharfes Ergebnis. Problematischer als das reine Schärfe-Defizit im Vergleich zum Kowa oder Nikon ist jedoch die Randschärfe – abseits der Mitte fällt die Schärfe sehr deutlich ab, das macht es für die Augen anstrengend. Interessant ist auch, dass das Scharfstellen per Mitteltrieb jeweils nur für eine sehr überschaubare Tiefe ein scharfes Bild ergibt. Ist ein Objekt nur 20 oder 30cm weiter entfernt als das vorige, muss sofort nachjustiert werden. In Kombination mit dem viel zu schwergängigen Mitteltrieb erschwert das die Benutzung erheblich.

Bild vom Fernglas Adasion 12x42 vor weißem Hintergrund.
Das Adasion 12×42 ist das günstige Fernglas im Testfeld – inklusive Zubehör kostet es bei Amazon 77 Euro. © Adasion

Weiter geht es auf der nächsten Seite mit Details zum Lieferumfang und zum Testverfahren sowie der großen Tabelle und dem finalen Urteil.