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Asus ROG Ally im Test: Der Steam-Deck-Killer?

Mit dem ROG Ally bietet Asus eine tragbare Alternative für PC-Gamer.

Das weiße Gaming-Handheld auf einer spiegelnden Oberfläche vor einem verschwommenen, bunten Hintergrund
© Asus

Mit dem ROG Ally betritt Asus Neuland und veröffentlicht ein Gaming-Handheld. Anders als das Steam Deck von Valve ist der tragbare Asus-PC aber dank Windows-Betriebssystem ein echter Gaming-Allrounder. Wie leistungsstark das ROG Ally ist und wie sich Mobile Gaming auf dem Handheld, hat IMTEST herausgefunden.



Produktdetails

  • Display: 7 Zoll, IPS, 1920 x 1080p, 120Hz
  • Prozessor: AMD Ryzen Z1 Extreme
  • Grafikkarte: iGPU
  • RAM: 16GB
  • Speicher: 512GB (M.2 SSD)
  • Akku: 40Wh (90 Min. Maximalleistung)
  • Gewicht: 600g
  • Anschlüsse: USB-C, 3,5mm Klinke, Cardreader
  • Verbindung: Wi-Fi 6E, Bluetooth 5.2

Gelungener Einstand: Design und Verarbeitung des Asus ROG Ally

Schon beim Erstkontakt wird klar, dass sich Asus viel Mühe gegeben hat, mit dem ROG Ally ein hochwertiges und kompaktes Gerät zu entwerfen. Das Gehäuse ist aus stabilem Kunststoff und die Verarbeitung auf hohem Niveau. Weiß ist auf Dauer vielleicht nicht die beste Wahl für ein Gerät, das man ständig in der Hand hat, aber schick sieht es schon aus. Das Design ist etwas kantig, trotzdem liegt die Konsole angenehm in der Hand. Im Vergleich zum großen Konkurrenten, dem Steam Deck, ist das ROG Ally in gesamt etwas kleiner. Insbesondere der Griffbereich an den Seiten fällt beim Asus-Handheld weniger voluminös aus. Trotzdem liegt das ROG Ally gut in der Hand und die geringere Bauhöhe erleichtert den Transport ein wenig.

Die Anordnung der Bedienelemente wird jedem, der schon einmal einen Xbox-Controller in der Hand hatte, bekannt vorkommen. Asus setzt auf asymmetrisch angeordnete Joysticks, die etwas kleiner und kürzer ausfallen als vom Controller gewohnt. Das ist aber typisch für Handheld-Konsolen. Beide Joysticks funktionieren gut und genau, als Akzent hat ihnen Asus einen kleinen RGB-Ring spendiert.

Das ROG Ally auf einem Ständer, auf einem Holztisch stehend.
Das ROG Ally bietet einen guten Bildschirm mit ordentlicher Leuchtkraft © IMTEST / Asus

Die restlichen Bedienelemente auf der Vorderseite bestehen aus einem D-Pad und den üblichen vier Aktionstasten, auch hier entspricht die Anordnung der eines Xbox-Controllers. Die direkt neben dem Display angeordneten Menü- und Pause-Tasten hat Asus um zwei weitere Tasten ergänzt. Die linke öffnet ein Menü, über das schnell Einstellungen wie Helligkeit oder der Leistungsmodus erreichbar sind, die rechte stellt einen Shortcut zur Asus Armory Crate dar – hierzu später mehr.

An der Oberseite sind die üblichen vier Tasten zu finden, die unteren sind als analoge Trigger ausgeführt, so wie man es von einem Controller kennt. Die Trigger arbeiten genau, haben aber etwas wenig Hub. Auf der Rückseite des Geräts sind zwei zusätzliche Tasten angebracht. Auf den ersten Blick sind sie ungewohnt knubbelig geformt, dafür aber gut ertastbar und erreichbar.

Kleines Bild auf hohem Niveau: Der Bildschirm des Asus ROG Ally

Genau wie beim Steam Deck ist im Asus ROG Ally ein IPS-Display mit sieben Zoll Diagonale verbaut. Allerdings muss sich das Steam Deck mit einer Auflösung von 1.200 x 800 Pixeln begnügen, während im ROG Ally ein FullHD-Display für bunte Bilder sorgt. Auch bei der maximalen Bildwiederholrate hat Asus mit 120 Hertz gegenüber dem Steam Deck mit 60 Hertz die Nase vorn. In der Praxis wirken die Farben knackig und auch die Helligkeit ist ordentlich, letzteres bestätigt sich auch in der Messung: 510 Candela pro Quadratmeter liefert das ROG Ally aus.



Kleines Gerät mit viel Leistung

Vereinfacht gesagt steckt im ROG Ally die gleiche Hardware wie in einem Notebook – allerdings noch einmal in kompakterer Form. Asus verbaut einen AMD Ryzen Z1 Extreme, einen Prozessor, der auf der aktuellen Zen4-Architektur von AMD basiert und noch einmal fürs Mobile Gaming optimiert wurde.

Einen zusätzlichen Grafikchip gibt es nicht, stattdessen vertraut Asus auf die im Prozessor eingebaute Grafikeinheit AMD Radeon Graphics. Waren integrierten Grafikchips noch vor einigen Jahren gerade mal in der Lage, einfache 2D-Spiele ruckelfrei auf den Bildschirm zu zaubern, sind die Grafikeinheiten von Prozessoren der neuesten Generation überraschend leistungsstark. Unterstützt wird die CPU von 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer flotten NVMe-SSD mit 512 Gigabyte Speicherplatz.

Die Arbeitsfähigkeit des Asus ROG Ally

Theoretisch könnte man mit dem ROG Ally auch arbeiten. Trotz des kleinen Bildschirms, der nicht vorhandenen Tastatur und des einsamen USB-C-Anschluss, der die einzige Schnittstelle am Gerät darstellt. Immerhin steht Bluetooth 5.2 zum Anschluss von Tastatur und Maus und Wi-Fi 6E für den Zugang zum Internet zur Verfügung. Über ein Dock kann auch ein Monitor angeschlossen werden. In der Praxis dürfte kaum jemand auf die Idee kommen, das Asus ROG Ally als Arbeitsgerät einzusetzen. Nichtsdestotrotz lassen sich dank Windows 11 auf dem Gerät diverse Benchmarks ausführen, um sich ein Bild von dem Leistungspotential der verbauten Komponenten zu machen.

Das ROG Ally auf einem Ständer mit dem Rücken zur Kamera auf einem Holztisch
Das Handheld liegt dank seiner Form gut in der Hand. Auf der Rückseite sind ebenfalls Tasten angebracht. © IMTEST / Asus

Im Geekbench erreicht das Asus ROG Ally im Einzelkerntest 1.766 Punkte und im Mehrkerntest 9.996 Punkte, beides sehr gute Werte. Auch im anspruchsvollen Cinebench R23 schlägt sich das Gaming-Handheld sehr gut: 1.766 Punkt im Einzelkern- und 12.723 Punkte im Mehrkerntest. Die verbaute NVMe-SSD zeigt dafür Schwächen. Sowohl bei synthetischen Schreib- und Lesetests als auch bei der praxisnahen 3DMark Storage-Benchmark schneidet sie eher mittelmäßig ab. Das bestätigt sich auch im täglichen Gebrauch. Manchmal ziehen sich Ladezeiten von Spielen ungewohnt lange hin und auch das Kopieren von großen Datenmengen auf das Handheld dauert wesentlich länger, als man es von ähnlich ausgestatteten PCs und Laptops gewohnt ist. Der Blick auf die Schreibrate beim Kopieren von mehreren Gigabyte Daten zeigt, dass diese nach einer Weile einbricht. Möglich ist ein thermisches Problem: Die NVMe-SSD wird zu heiß und drosselt dann die Leistung.

Die Gaming-Leistung

Beim Ermitteln der Spieleleistung zeigt sich dann doch, dass die interne Grafikeinheit nicht die Leistung eines zusätzlichen Grafikchips heranreicht. Gemittelt über die Titel des Testparcours erreichte das ROG Ally in FullHD-Auflösung 27,1 FPS (Bilder pro Sekunde) – das klingt erst einmal nach erschreckend wenig für ein Gerät, dass ausschließlich zum Spielen gedacht ist. Allerdings ist zu bedenken, dass bei diesen Tests die Grafikeinstellungen in den einzelnen Spielen so hoch wie möglich geschraubt werden, um den Testgeräten so viel wie möglich abzufordern. Für den Nutzer ist es also durchaus möglich, durch niedrigere Grafikeinstellungen wesentlich mehr FPS aus einem Spiel herauszukitzeln und so ein flüssiges Spielerlebnis zu erreichen. Hierzu ein Beispiel: Beim Benchmarktest mit den höchstmöglichen Grafikeinstellungen aber deaktivierten RayTraycing wurden in Forza Horizon 5 wenig berauschende 27 FPS erreicht.

Das ist zwar nicht völlig unspielbar, aber weit weg von einem angenehmen Spielerlebnis. Nutzt man aber die vom Spiel beim Start empfohlenen Grafikeinstellungen (Voreinstellung: Niedrig), läuft Forza Horizion 5 z.B. mit flüssigen 80 bis 85 FPS. Natürlich verzichtet damit auf ein paar optische Effekte und Spielereien, dank der vergleichsweisen geringen Größe des Displays fällt das aber bei weitem nicht so stark in Auge wie bei einem 15-Zoll-Notebook oder gar beim Spielen an einem großen Monitor oder TV. Auch die restlichen Eigenschaften des verbauten Displays, wie beispielsweise die 120 Hertz Bildwiederholfrequenz, tragen zum guten Gesamteindruck trotz niedriger Grafikeinstellungen bei.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: So schlägt sich das ROG Ally in der Gaming-Praxis