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Sportler, Enduro, Chopper und Elektro-Bikes: Welches Motorrad passt zu mir?

Der Frühling ist da und Sie möchten ein neues Motorrad kaufen? IMTEST hilft bei der Auswahl.

Dre Motive von Motorrädern in einer Collage
© AUDI AG

Wer ein Motorrad anschaffen möchte, hat die Qual der Wahl: Soll es eine sportliche Straßenmaschine sein, ein lässiger Chopper, eine geländegängige Enduro? Oder sollte man auf den neuen Trend Elektromotorrad aufspringen? 

Welches Motorrad ist für mich das Richtige?

Welches Motorrad das individuell richtige ist, hängt natürlich vom Einsatzzweck ab, ist aber auch eine Typfrage. Wer sich noch (oder wieder – Stichwort: Midlife-Crisis) in der Sturm-und-Drang-Phase befindet, könnte sich eher eine Sportmaschine kaufen als einen Chopper, der für entspanntes Cruisen gedacht ist. Gleiches gilt für Geländemaschinen. Puristische, leichte Sportenduros werden oft von einer jüngeren Klientel bewegt. Wohingegen ältere Semester vorzugsweise zu den bequemeren, langstreckentauglichen, schweren Reiseenduros tendieren.

Vor der Anschaffung sollte man sich also fragen, wie das zukünftige Motorrad zum Einsatz kommt. Sind damit Urlaubsreisen, etwa über die Alpen und in ferne Länder geplant? Eventuell durch Afrika oder den nahen Osten über teils unbefestigte Wege? Dann ist eine Reiseenduro das richtige, die mit bequemer, aufrechter Sitzposition, langen Federwegen, geländetauglicher Bereifung, starkem Motor und großem Tank die optimalen Voraussetzungen für solche Abenteuer bietet.

Soll das Bike hingegen nur bei schönem Wetter am Wochenende auf der Landstraße bewegt werden, kann es umso kompromissloser, sprich sportlicher, ausgelegt sein. Die auf Dauer anstrengende, liegende Sitzposition auf einer Supersportmaschine lässt sich für ein paar Stunden gut aushalten, während man die famosen Fahrleistungen und das agile Handling dieser straßenzugelassenen Rennmaschinen genießt.



Zwischen diesen beiden Extremen Reiseenduro und Supersportler tummelt sich eine ganze Reihe von Motorradkonzepten, darunter auch Spielarten, bei denen Stil und Optik im Vordergrund stehen wie etwa bei Choppern oder Café Racern. Zudem gibt es Allrounder, die den bestmöglichen Kompromiss aus Sportlichkeit und Alltagsnutzen bieten wollen. Denn manch ein Biker nutzt sein Zweirad auch für die tägliche Fahrt zur Arbeit. Den Stau lässt man dann einfach links liegen und Parkplatzsorgen sind passé – allerdings darf man nicht vergessen, dass es im Stau wie auch beim Parken keine Sonderrechte für Motorräder gibt.

Motorroller als echte Alternative?

Berufspendler sollten sich durchaus einmal mit dem Thema Motorroller befassen – durch ihre Handlichkeit und das obligatorische Automatikgetriebe sind sie im Stadtverkehr in ihrem Element. Den Motorradführerschein einmal vorausgesetzt, muss man sich hier keineswegs auf 50 oder 125 Kubikzentimeter beschränken. So leistet etwa der Zweizylindermotor des Honda Forza 750 knapp 60 PS – beim Ampelsprint können hier nur wenige Autos mithalten. Leistungsstarke Scooter sind auch der BMW C 400, der Yamaha TMAX, Suzukis Burgman 400 oder Kawasakis J300. Den bisher schnellsten Serienroller baute bis vor kurzem Aprilia: Der SRV 850 holte satte 76 PS aus 839 Kubikzentimetern – genug für einen 0-100 km/h-Sprint in nur 5,7 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h. Motorrad-Roller sollte man also nie unterschätzen.

Ein Motorrad fährt auf einer Straße
Wer sagt, dass Roller unsportlich sind? Der Honda Forza 750 leistet 59 PS. © Honda

Sportliche Straßenmodelle: (Super-)Sportler und Naked Bikes

Fährt man bevorzugt auf Asphalt und plant keine Weltreise, benötigt man schlichtweg keine Enduro. Denn in Deutschland ist das Abbiegen in den Wald oder eine Kiesgrube ohnehin grundsätzlich verboten, im Gelände wühlen darf man praktisch nur bei genehmigten Veranstaltungen oder Fahrertrainings. Daher ist die Wahl einer Straßenmaschine hierzulande sinnvoller – Straßenreifen, straffes Fahrwerk, niedriger Schwerpunkt und bessere Aerodynamik sorgen für ein weitaus besseres Fahrverhalten auf Asphalt. Aber wie bei SUVs gilt auch für Enduros: Viele werden wider die Vernunft gekauft, da sie das Image von Freiheit und Abenteuer verströmen – ein Hauch Dakar Rallye in Darmstadt-Mitte sozusagen. 



Wie sportlich ein Straßen-Bike nun sein soll, hängt freilich von den persönlichen Umständen ab. Klar ist, dass ein Supersportler, wie etwa die gut 300 km/h schnelle BMW S 1000 RR mit 207 PS, nicht unbedingt für den täglichen Berufsverkehr konzipiert ist – wenngleich sie wesentlich alltagstauglicher ist als die meisten Konkurrenzmodelle in dieser Topliga jenseits der 200 PS. 

Ein Motorrad fährt auf einer Straße
Eines der stärksten Serienmotorräder: Die BMW S 1000 RR mit 207 PS. © BMW

Wer nicht die allerhöchste Performance sucht und eher den klassischen Look schätzt, könnte mit einem Naked Bike glücklich werden. Naked Bikes verzichten auf eine aerodynamische Verkleidung, weshalb sie wie Motorräder der 60er- und 70er-Jahre wirken, technisch aber freilich auf dem neuesten Stand sind. Das Auge erfreut sich am unverstellten Blick auf Motor und Fahrwerk und dem Piloten weht ordentlich der Fahrtwind um die Nase. Letzteres kann auf der Autobahn anstrengend werden, auf der Landstraße aber zeigen die handlich abgestimmten Naked Bikes ihr ganzes Können. Da es keine in Stein gemeißelten Kategorien gibt, firmieren die unverkleideten Straßenmotorräder bei den Herstellern auch unter “Heritage”, “Classic” oder “Roadster”, zum Teil auch als “Allrounder”, da sie sich prima für den Alltag eignen. 

Ein Motorrad fährt auf einer Straße
Naked Bikes wie die Yamaha XSR700 XTribute verzichten auf eine Verkleidung und wirken klassisch. © Yamaha

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