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Stromer ST2: Das 45 km/h-Speed-Pedelec im Alltagstest

Unterwegs mit dem Stromer ST2: So fährt sich das S-Pedelec.

Frau auf einem E-Bike von Stromer auf der Straße.
© IMTEST

Ein Speed-Pedelec, oder auch kurz S-Pedelec, ist ein E-Bike mit einer elektrischen Tretunterstützung bis zu 45 Stundenkilometern. Damit könnte es sich perfekt für Pendelwege über 10 Kilometer eignen, um das Auto zu ersetzen und volle Flexibilität zu genießen. Trotzdem führen S-Pedelecs in Deutschland ein Nischendasein. Warum das so ist und wie sich speziell das Stromer ST2 im Alltag macht, verrät IMTEST.

IMTEST mit S-Pedelec im Stadtverkehr unterwegs

S-Pedelecs haben es bisweilen schwer in Deutschland. Durch ihre höhere Tretunterstützung bis zu 45 Stundenkilometern gehören sie nicht mehr zu den E-Bikes, sondern zu den Kleinkrafträdern. Das bedeutet kurz zusammengefasst: Sie brauchen ein Versicherungskennzeichen und dürfen nicht auf Radwegen fahren, der Fahrer benötigt einen Führerschein der Klasse AM, zudem besteht eine Helmpflicht.

Führerschein und Helm sind vorhanden, und das Testrad ST2 von Stromer ist mit einem Kennzeichen ausgestattet – der Testfahrt steht also nichts mehr im Weg. Für die Fahrt ist IMTEST durch die Hamburger Innenstadt bis hin zu einer Kleinstadt geradelt, die etwa 30 Kilometer vom Zentrum im Nordosten liegt.

Sämtliche Radwege dabei zu vermeiden und sich immer in der Autoschlange vor der Ampel einzureihen, war dabei die größte Herausforderung. Und da das ST2 ja maximal bis zu 45 Stundenkilometern unterstützt fährt, kann man auch auf den meisten Straßen innerorts, wo Autos 50 Stundenkilometern fahren dürfen, nicht ganz den Fluss mithalten. Schnell hat man den Ärger auf seiner Seite, Fensterscheiben werden heruntergekurbelt und auf den Radweg verwiesen. Ganz ungefährlich fühlte sich die Fahrt daher nicht an.

Kniffelig wurde es auch, auf einer zweispurigen Hauptstraße auf die linke Abbiegespur zu wechseln. Gut, dass sich das S-Pedelec auch schieben lässt und man so doch besser die Fuß- beziehungsweise Radfahrerampel wählen kann.

  • Kreuzung vielbefahrende Straße in Hamburg
  • Fahrradstraße mit Schild
  • Totale Bundesstraße mit Radweg

Als IMTEST endlich die Stadtgrenze zu Hamburg verlassen und Schleswig-Holstein erreicht hat, konnte das S-Pedelec bei freier Fahrt zeigen, was es kann und seine volle Unterstützung ausfahren. Und auch wenn ein wenig frequentierter Radweg entlang der Bundesstraße führt, darf das S-Pedelec diesen nicht benutzen. Es sei denn, ein Schild weist explizit darauf hin.



So fährt sich das Stromer ST2

Fernab der ganzen Regularien und Herausforderungen lässt sich sagen, dass das ST2 für jede Menge Fahrspaß sorgt. Drei Unterstützungsstufen und sechs Gänge sorgen stets für einen angenehmen Tritt, wobei der Antritt aufgrund des Gewichts des Rads (rund 33 Kilogramm) ein bisschen schwerfällig ist. Rollt es aber erstmal, fliegen die Kilometer nur so vorbei und man ist ruckzuck am Ziel. Die Scheibenbremsen reagieren prompt und geben ein gutes Sicherheitsgefühl.

Produktdetails

  • Hinterradnabenmotor: Stromer Cyro Drive IG, 40 Newtonmeter
  • Geschwindigkeit bis 45 km/h
  • 618 Wattstunden-Akku
  • Reichweite lt. Hersteller bis 120 Kilometer
  • Schaltung: 5-Speed by Sturmey Archer
  • Preis: ab 4.499 Euro
  • Totale S-Pedelec von Stromer auf einem Bürgersteig stehend
  • Stromer S-Pedelec von vorne, Licht ist eingeschaltet
  • Nahaufnahme Lenker mit Rückspiegel am S-Pedelec von Stromer
  • Nahaufnahme Ladebuchse E-Bike
  • Display, im Rahmen verbaut, am S-Pedelec von Stromer
  • Riemenantrieb mit Pinionschaltung am S-Pedelec von Stromer
  • Hinterradnabenmotor am S-Pedelec von Stromer
  • Kennzeichen am S-Pedelec von Stromer

Der Hinterradnabenmotor mit 40 Newtonmetern Drehmoment unterstützt kraftvoll und gleichmäßig, mit dem 618 Wattstunden-Akku soll man bis zu 120 Kilometer weit kommen. Bei der Testfahrt wurde ausschließlich die dritte Unterstützungsstufe gewählt. Für die 33,3 Kilometer wurden 38 Prozent der Akkukapazität verbraucht. Somit wäre eine tägliche Hin- und Rückfahrt auf dieser Strecke mit einer Akkuladung problemlos machbar.

Der Sitz auf dem Rad ist aufrecht, bequem, die Griffe sind ergonomisch geformt und liegen gut in der Hand. Ein Display, welches im Rahmenrohr verbaut ist, gibt Informationen zu den wichtigsten Fahrdaten und lässt sich per Touchscreen bedienen. Bevor es losgehen kann, muss der Radfahrer sein ST2 per Code entriegeln. Dies kann man alternativ auch mit der myStromer App machen, die darüber hinaus noch weitere Funktionen bietet. Dazu gehören unter anderem die Feinabstimmung der Motor- und Sensoreigenschaften sowie die Standortbestimmung des S-Pedelecs.

Dank der breiten, 57-Millimeter-dicken Reifen und der Federgabel werden Unebenheiten gekonnt abgefedert. Sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter oder Kopfsteinpflaster liegt das ST2 gut und sicher auf dem Weg. Auch in Kurven vermittelt das Rad ein souveränes Fahrverhalten.

Gewöhnungsbedürftig, aber sehr hilfreich, ist das Fahren mit Rückspiegel, gerade wenn man im Stadtverkehr unterwegs ist. Eine elektrische, laute Hupe sorgt dafür, dass man auch bei hoher Geräuschkulisse wahrgenommen wird.

Hat man freie Fahrt, kann man schnell die 45 Stundenkilometer erreichen und sie dank Abstimmung mit der Gangschaltung auch halten. Das Testrad hat einen Trapezrahmen und wirkt durch den kernigen Rahmen und die dicken Reifen wie ein SUV-E-Bike. Kurzum: Ein S-Pedelec, was Lust auf längere Pendeltouren macht.

Mit einem Preis von knapp über 4.499 Euro bewegt es sich in einem ähnlichen Bereich wie ein gutes Trekking-E-Bike.



Zusammenfassung Besonderheiten bei Nutzung eines S-Pedelecs

  • Versicherungskennzeichen, welches beleuchtet ist
  • Helmpflicht (normaler Fahrradhelm reicht aus)
  • Führerschein der Klasse AM
  • Rückspiegel
  • Es darf nicht auf Fahrradwegen gefahren werden, es sei denn, es ist explizit gekennzeichnet

Fazit Fahrtest mit dem S-Pedelec Stromer ST2

Das S-Pedelec kann eine gute Alternative für den täglichen Weg zur Arbeit sein, allerdings wird es Nutzern nicht gerade leicht gemacht. Genau genommen bremst die deutsche Straßenverkehrsordnung die schnellen Räder regelrecht aus und verhindert damit sogar eine Verkehrswende.



Der Test hat gezeigt: Fährt der Fahrer nur auf Auto-Straßen, kommt schnell Frust auf. Und ganz ungefährlich ist es obendrein nicht, wenn man im Stadtverkehr zwischen den ganzen Autos beziehungsweise auf Schnellstraßen mit auf der Fahrbahn fährt. Dadurch, dass man im Berufsverkehr teilweise genauso langsam vorankommt wie ein Auto, hat man mit dem S-Pedelec kaum Vorteile.

Kein Wunder also, dass der Marktanteil von S-Pedelecs bei unter fünf Prozent liegt. Nur Köln und Tübingen gehen als bislang einzige Städte in Deutschland als Modell vorweg. Hier werden bestimmte Fahrradwege nach vorheriger Prüfung für S-Pedelecs freigegeben, ein spezielles Schild weist darauf hin.

Hätte man die gut 30 Kilometer Pendelweg halbwegs glatt durchfahren können, wäre das nicht nur ein Vorteil gegenüber dem Auto, sondern auch der Bahn gewesen. So muss man schon gut überlegen, welche Strecken man mit einem S-Pedelec fährt und inwiefern es seine Vorteile wirklich ausspielen kann.


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