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Die besten Falt-E-Bikes: So praktisch sind sie im Alltag

Fahrgefühl und Faltmechanismus: Das ist zu beachten.

Falt-E-Bikes verschiedener Hersteller auf weißem Grund.
© Hersteller

Falt-E-Bikes sind unter den Fahrrädern sicher eher ein Nischenprodukt, erfreuen sich aber gerade bei Pendlern und Reisenden großer Beliebtheit. Zusammengefaltet passen sie unkompliziert in den Kofferraum oder können kostenfrei in der Bahn mitgenommen werden. IMTEST hat drei aktuelle Modelle von Coast, Brompton und Tern ausgiebig geklappt und Probe gefahren.

Vorneweg sei gesagt, dass Falt-E-Bikes in erster Linie auf das Fahren von Kurzstrecken ausgelegt sind. Daher darf man von ihnen auch nicht allzu viel Komfort oder eine hohe Reichweite erwarten. Ihre Stärke liegt, wie der Name schon sagt, in der Möglichkeit des Faltens. Die Bauweisen und Falttechniken unterscheiden sich dabei ein wenig, etwas Übung braucht man bei allen drei Testkandidaten.

Drei Falt-E-Bikes stehen nebeneinander am Straßenrand
Die drei Falt-E-Bikes im Test: Coast Vybe light, Brompton Electric P-Line und Tern Vektron Q9 (v.l.n.r.) © IMTEST

Die Magie des Faltens beim Brompton

Brompton nutzt eine vom Firmengründer Andrew Ritchie eigens entwickelte Technik, die sich etwas von der der Konkurrenten unterscheidet. Doch bevor man das Rad in der Größe minimiert, muss man den Akku entfernen. Dieser befindet sich in einer Tasche an der Lenkerstange.

Zum Aufladen des Akkus lässt sich die Tasche einfach mit in die Wohnung nehmen, auf der anderen Seite hat immer ein zweites Teil dabei, welches der Radfahrer mitunter auch schnell im Zug vergessen kann. Den Schultergurt der Tasche muss man beim Fahren entweder etwas aufwändig mit in die Tasche quetschen oder aber einfach hängen lassen, was nicht ganz ungefährlich ist.

Ist der Akku abgenommen, wird das Falt-E-Bike von Brompton folgendermaßen gefaltet:

  • Zunächst drückt man einen kleinen Hebel, der sich am Rahmen unterm Sattel befindet und habt das Hinterrad etwas an. Fast automatisch klappt es sich nun um die eigene Achse unter den Rahmen.
  • Im zweiten Schritt dreht man eine Schraube auf, die sich am Rahmen befindet, um das E-Bike mittig zu klappen. Mithilfe eines kleinen Hakens werden die beiden Radteile aneinandergehalten, dass sich beim Tragen nichts unnötig hin- und herbewegt.
  • Zum Schluss braucht man nur noch den Sattel einfahren und den Lenker umklappen. Für Letzteren ist eine Arrtierung am Rahmen angebracht, dass keine Fahrradteile herumschlackern. Alle “schmutzigen” Parts befinden sich dann im Inneren, sodass man nun das E-Bike gut tragen kann.
  • Das Falt-E-Bike der Brompton Electric-P-Line
  • Nahaufnahme Klappmechanismus E-Bike Brompton
  • Nahaufnahme Klappmechnismus Brompton
  • Nahaufnahme Klappmechanismus Brompton
  • Nahaufnahme Klappmechnismus Brompton E-Bike


Im Test hat das Falten des Lenkers jedoch nicht einwandfrei funktioniert. Um die Bremsen besser greifen zu können, hat das Testteam sie im Winkel verstellt. Dadurch konnte der Lenker nicht in die Arretierung einrasten, was das Tragen folglich erschwert hat.

Klappmechanismus beim Coast und Tern

Die beiden Falt-E-Bikes von Coast und Tern haben einen ähnlichen Mechanismus, bei dem das Rad erst mittig im Rahmen zur Seite geklappt und im weiteren Schritt der Lenker umgelegt wird. Dabei muss der Radfahrer jeweils einen kleinen Hebel mit etwas Kraft betätigen.

  • Das Tern Vektron Q9 Falt-E-Bike im Park stehend
  • Nahaufnahme Faltmechanismus E-Bike
  • Frau klappt E-Bike zusammen, man sieht das Rad in nah.
  • Nahaufnamen Lenkerstange E-Bike
  • Frau trägt zusammengefaltetes E-Bike im Park

Was das Falten hier für Ungeübte erschwert, ist bei beiden Rädern das Gewicht. Beide liegen bei etwa 22 Kilogramm, wofür man eine gewisse Kraft braucht, um die eine Radhälfte gegen die andere zu bringen. Bei den E-Bikes von Tern und Coast hält ein Magnet die Radhälften zusammen.

  • Falt-E-Bike von Coast im Park stehend
  • Klappmechanismus E-Bike nah
  • gefaltetes E-Bike von Coast auf einer Wiese stehend.
  • Nahaufnahme Magnet beim Falt-E-Bike von Coast

Vergleicht man die Falttechnik der drei Räder, hat das Brompton etwas die Nase vorn, auch schon aufgrund des geringeren Gewichts und der Tatsache, dass es sich dadurch einfacher nur mit einer Hand tragen lässt. Dies ist beim Tern aufgrund des wuchtigen Rahmens kaum möglich, das E-Bike von Coast hat immerhin einen Tragegriff. Am Bahnsteig kann man sowohl das Vektron Q9 als auch das Vybe light zusammengefaltet gut mithilfe des ausgefahrenen Sattels schieben. Beim Brompton nimmt der Radler stattdessen den Lenker, wobei hier nicht die Räder, sondern die Gepäckträgerrollen das Schieben vereinfachen.

  • zusammengeklapptes RAd wird geschoben, Nahaufnahme
  • Frau steht mit ihrem zusammengeklappten Rad am Bahnsteig, zug fährt gerade ein

Fahrgefühl: So liegen die der Falträder auf der Straße

Von der Wohnung bis zur Bahn, ein paar Stationen fahren, und dann vom Bahnhof zur Arbeit weiter. Oft sind es nur ganz kurze Wege, die ein Falt-E-Bike zurücklegt. Aber wie angenehm fühlen sich diese mit den drei Testkandidaten an?

Mit nur 16 Zoll hat das Brompton nicht nur die kleinsten Räder (die anderen beiden haben 20 Zoll-Reifen), sondern auch die dünnsten. Dadurch reduziert sich zwar das Gesamtgewicht, macht sich beim Fahren jedoch deutlich bemerkbar. Auf glattem Asphalt geht es flott und geschmeidig voran, aber sobald eine Unebenheit kommt, wird der Fahrer direkt durchgeschüttelt. Die dickeren Reifen beim Coast und Tern verleihen beim Fahren auf Schotter oder Kopfsteinpflaster viel mehr Dämpfung.

Des Weiteren wurde beim Electric P-Line auf ein Display verzichtet, die drei Unterstützungsstufen kann man am Akku direkt einstellen. Wer etwas mehr Überblick wünscht, kann sein Smartphone nutzen, mit der Brompton-App koppeln und auch hierüber die Unterstützungsstufen steuern. Als Gangschaltung fungierte eine Vier-Gang-Kettenschaltung sowie Felgenbremsen, die im Gegensatz zu Bremsschreiben weniger wiegen.



Beim Coast Vybe light helfen fünf Unterstützungsstufen und sieben Gänge, dass der Fahrer bei jeder Gelegenheit den richtigen Tritt findet und schnell in der Stadt vorankommt. Der Hinterradnabenmotor von Bafang hat ein maximales Drehmoment mit 32 Newtonmetern, die Unterstützungsstufen, die Geschwindigkeit und der Akkustand lassen sich auf einem kleinen Display an der linken Lenkerseite ablesen und steuern. Der Motor läuft halbwegs gleichmäßig, gibt aber, typischerweise für Hecknabenmotoren, ab und an schubweise Schwung an den Fahrer.

Coast hat den Akku bei seinem E-Bike sehr geschickt verbaut, denn er befindet sich im Sattelrohr. Per Schnellspanner lässt er sich schnell entnehmen, allerdings muss man beim zusammengefalteten Zustand darauf achten, dass man das untere Ende mit dem Kabel nicht einquetscht. Wie beim Falt-E-Bike von Brompton hat auch diese Akku-Variante kein Schloss, ein abschließbarer Schnellspanner kann separat erworben werden.

Terns Vektron Q9 mit Mittelmotor

Ungewöhnlicherweise für ein Falt-E-Bike hat das Vektron Q9 einen Mittelmotor der Bosch Active Line Plus mit 50 Newtonmetern sowie einen Akku mit angegebenen 400 Wattstunden. Obwohl IMTEST bei diesem Dreiervergleich nicht die Reichweite testen lassen hat, dürfte das Tern mit dieser Ausstattung wohl mit einer Akkuladung am weitesten kommen.

Dank der Bosch-Komponenten bietet das E-Bike ein kraftvolles und gleichmäßiges Fahrgefühl, im Vergleich zu den anderen beiden E-Bikes das angenehmste. Neun Gänge und vier Unterstützungsstufen helfen bei der Feinabstimmung. Tern hat für sein Vektron Q9 den Bosch-Display-Typ Purion gewählt, welches die Basic-Variante unter allen Modellen ist. Eine Kopplung mit der Bosch eBike Flow-App ist mit dem Purion nicht möglich.

Pendel- oder Reiserad

Während der Mittelmotor beim Tern zwar ein tolles Fahrgefühl vermittelt, lässt er das E-Bike optisch aber auch sehr klobig wirken. Bei der Überlegung, welches Rad sich mehr als Reise- oder mehr als Pendlerrad eignet, käme das Tern vermutlich eher als Reiserad infrage. Einmal im Kofferraum verstaut, braucht der E-Bike-Fahrer es erstmal nicht weiter tragen und hat vor Ort ein Rad für kleine oder längere Touren.

Das Electric-P-Line von Brompton ist dem gegenüber nur auf Kurzstrecken in der Stadt und nicht auf mögliche Radtouren im Urlaub ausgelegt. Das Coast reiht sich in der Mitte ein, es vereint die Vorteile beider Räder.

Die drei Falt-E-Bikes im Kurzüberblick

Frau fährt mit Falt-E-Bike durch die Stadt
Falt-E-Bikes erfreuen sich bei Pendlern und Vielreisenden große Beliebtheit. © Tern

Brompton Electric-P-Line

  • Vorderradnabenmotor Williams Advanced Engineering
  • 3 Unterstützungsstufen
  • Akku mit 300 Wattstunden
  • 4-Gang Kettenschaltung von Brompton
  • Gewicht: 15,6 kg ohne Rollgestell
  • Preis: 4.195 Euro

Tern Vektron Q9

  • Mittelmotor Bosch Active Line Plus, 50 Newtonmeter
  • 4 Unterstützungsstufen
  • Akku mit 400 Wattstunden
  • 9-Gang Kettenschaltung von Shimano
  • Gewicht: 21,9 kg
  • Preis: 4.199 Euro

Coast Vybe light

  • Bafang HInterradnabenmotor, 32 Newtonmeter
  • 5 Unterstützungsstufen
  • Akku mit 378 Wattstunden
  • 7-Gang Kettenschaltung von Shimano
  • Gewicht: 22,3 kg
  • Preis: 2.299 Euro

Fazit

Wer vor allem ein leichtes, aber dennoch elektrisch unterstütztes Falt-Rad sucht und nur kurze Strecken unterwegs ist, findet an dem Brompton Gefallen. Das Tern hingegen bietet das beste Fahrgefühl, ist aber auch am umständlichsten zu tragen. Beide E-Bikes liegen mit knapp über 4.000 Euro preislich sehr weit oben, wenn man bedenkt, dass man ein Falt-E-Bike vermutlich eher als Zweitrad nutzt. Das Coast besticht vor allem durch seine frische Optik, seiner Vielseitigkeit und seinem Preis von 2.299 Euro. Damit kostet es fast nur die Hälfte im Gegensatz zu den anderen beiden Modellen. Ein Kaufargument, wenn man nur kurze Strecken fährt.


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